Ich kann mich den bisherigen Meinungen anschliessen: Es hat bei mir etwas gedauert, mich an den Schreibstil zu gewöhnen. Besonders Rosas Gedankenwelt erfordert viel Aufmerksamkeit, da ihre Gedankengänge oft sprunghaft und verschachtelt sind. Gleichzeitig finde ich, dass dieser Stil sehr gut zu ihrer inneren Verfassung passt. Er spiegelt meiner Meinung nach die Verwirrung, das Verharren in der Vergangenheit und die Unfähigkeit, loszulassen, sehr authentisch wider. Bei den lateinischen Passagen hätte ich es hilfreich gefunden, wenn zumindest sinngemässe Übersetzungen im Textverlauf häufiger eingefügt worden wären.
Obwohl Rosa in meinem Alter ist, kann ich viele ihrer Entscheidungen nicht wirklich nachvollziehen. Oft erscheinen sie mir irrational und trotzdem empfinde ich Mitleid mit ihr, da sie sehr einsam wirkt. Trotz ihrer langen Zeit in London scheint sie sich dort kein stabiles Umfeld aufgebaut zu haben, abgesehen von ihrem Job. Ihre Vergangenheit scheint sie festzuhalten und daran zu hindern, wirklich im Hier und Jetzt anzukommen.
Besonders spannend finde ich die Frage, wie zuverlässig ihre Erinnerungen an Conny tatsächlich sind. Ist Conny wirklich so, wie Rosa sie beschreibt oder hat sie sich vielleicht eine idealisierte Version erschaffen, die eher dem entspricht, wie Rosa selbst gerne wäre? Für mich wirken die beiden nämlich sehr gegensätzlich, und die einzige Verbindung (neben Mutter/Tochter), die sie zu teilen scheinen, ist das Internat.
Auch ihre Beziehung zum Internat wirkt auf mich widersprüchlich. Ihre Erinnerungen bzw. Gedanken daran sind überwiegend negativ und dennoch zieht es sie dorthin zurück. Vielleicht, weil sie unbewusst versucht, den Verlust von Conny zu verarbeiten oder abzuschliessen?