MelanieH Ich habe das Buch nun auch beendet – und bin ehrlich gesagt ziemlich erleichtert, dass es vorbei ist 😅 Ohne diese Leserunde hätte ich es wohl nicht bis zum Schluss geschafft. Umso schöner fand ich den Austausch mit euch, der dem Ganzen dennoch etwas Sinn gegeben hat – danke dafür!
Sprachlich hat mich das Buch gegen Ende etwas mehr abgeholt. Die Sprache wirkte klarer, ruhiger – vielleicht war ich aber einfach auch an den Stil gewöhnt. Einzelne Bilder fand ich stark, etwa das zu Verlusten und der Einsamkeit. Gleichzeitig empfand ich vieles als langatmig und teilweise konstruiert.
Inhaltlich blieb Rosa für mich eine Herausforderung. Ich konnte sie nie wirklich greifen – zwischen Mitleid, Irritation und Frustration war alles dabei. Ihre impulsiven, oft unreflektierten Entscheidungen (z. B. in der IKEA oder das Aufeinandertreffen mit Leni oder Herr Reuters) haben mich irritiert. Dass sich die schwierige Beziehung zu Leni am Ende in wenigen Seiten scheinbar “auflöst”, fand ich nicht nur unglaubwürdig, sondern fast schon banal. Auch der Beschluss die Grossmutter zu besuchen, war ein wenig zu prompt eingefügt.
Trotzdem gab es auch Momente, die mich nachdenklich gestimmt haben. Besonders spannend fand ich im zweiten Teil die Simulationsübung zur Demenz. Das war ein kurzer, aber intensiver Einblick, der mir persönlich viel über den Umgang mit dieser Krankheit vermittelt hat.
Atmosphärisch hat das Buch stellenweise überzeugt – der Nützenberg, Rosas Wohnung, die Stadt, all das war greifbar beschrieben und sehr stimmungsvoll. Auch Rosas Besuch bei ihrer Grossmutter war ein Moment, der mir gefallen hat – endlich ein bisschen Entwicklung, ein bisschen echte Nähe.
Zwei Zitate, die mir im Gedächtnis geblieben sind noch vom zweiten Teil, möchte ich noch teilen:
„Oh, und am Ende kurz zu dm, ich will die anthroposophische Fake-Genossenschaft unterstützen, gebt mir eure Mandelmilchmanukahonigtagescreme, aber für nachts was mit Retinol, ich bin alt, ich bin bald älter, als meine Mutter jemals geworden ist.“ (S. 144)
„Ich habe Hunger auf etwas wie ein Sonntagsfrühstück, nicht auf etwas, das nach teurer Avocado und billigen Aufstiegsversprechen schmeckt.“ (S. 136)
Solche Sätze zeigen, dass in der Autorin definitiv ein gewisser Pfiff steckt. Ich bin gespannt, wie sie sich weiterentwickeln wird. Für ein Debüt war es auf jeden Fall mutig, wenn auch noch ausbaufähig.
Alles in allem bin ich zwar nicht ganz überzeugt vom Buch – aber ich nehme die Erinnerung an diese Leserunde, einige gute Gedanken und ein paar schöne Formulierungen mit. Vielleicht lesen wir uns ja bald wieder in einer anderen Runde.