sweetwhite
Das erste Buch dieser Challenge ist mir recht eingefahren. Ich könnte noch einmal ein Buch über das Buch schreiben, so sehr hat es mich beschäftigt. Hier die Rezension: Die Vegetarierin von Han Kan
LadyHope Die Grausamkeit in der Geschichte findet nicht nur im Kopfkino statt, das Han Kan mit wenigen Worten zu erzeugen vermag, sondern liegt auch in der Tatsache, dass die Protagonistin ihre Geschichte nicht selbst erzählt. Es ist die Geschichte aus Sicht anderer, deren Bedürfnisse, Wertvorstellungen, Bewältigungsstrategien und die damit verbundenen Handlungen. Die Gesellschaft hat nicht viel übrig für das Verhalten der Protagonistin. Das Kafkaeske, das im Bucheinband erwähnt wird, (ACHTUNG SPOILER!) ist, dass sich der Zustand der Vegetarierin verändert. Sie verwandelt sich zwar nicht physisch in ein anderes Wesen, wie Kafkas Mensch der zum Käfer wurde, aber in ihrem Empfinden passiert das sehr wohl - sie will als Pflanze leben und dies weckt Angst, Begehrlichkeiten, auch Schutzinstinkte in den Familienmitgliedern, was sich in grotesken Szenen widerspiegelt und die gesellschaftlichen Werte und psychosozialen Dynamiken eindringlich aufzeigt. Die tyrannische Gewalt, die ihr in der Kindheit widerfuhr, lässt diese Abspaltung vom Körper nicht nur zu, sie begünstigt sie. Ungeachtet ihres menschlichen Körpers, WIRD sie schlussendlich zum Baum. Wenn alle Bücher von Han Kan so geschrieben sind, kann ich nur eines pro Jahr lesen.