Aus dem Mund eines Kindes mit dessen ganz eigenen, naiven, altklugen und vollkommen ehrlichen Wahrnehmung kommt, hat man keine Chance, etwas Distanz zum Elend zu gewinnen, das sich einem auftut. So ist es mir beim Lesen dieser Geschichte von Amerigo, dem Ich-Erzähler, ergangen.
Es waren Tausende Kinder, welche aus der tiefsten Armut und dem Elend in den Norden gebracht und dort wohlwollen aufgenommen wurden. Ein grosses Zeichen an Solidarität und Menschlichkeit.
Das Buch hat mich enorm berührt. Was Armut, Elend, schlechte Behandlung mit Menschen und aus ihnen machen kann, wird deutlich. Auch was liebevolle Zuwendung bewirkt. Auch der Kommunismus wird immer wieder genannt, die Kommunistische Partei, allerdings ist die Politik höchstens ganz im Hintergrund wahrnehmbar.
Sehr deutlich spürt man beim Lesen, was der Schreibstil ausmacht - Nähe schaffen, Gefühle vermitteln, Distanz und Situationen miterleben lassen. Das gelingt Viola Ardone ausgezeichnet. Nur schon die Namen, die sie für ihre Hauptfiguren wählt. Der Nachname von Amerigo ist “Speranza” (Hoffnung) und kommt zu einer Familie “Benvenuti” (Willkommen). Die drei Söhne der Familie, in welcher er tagsüber ist heissen Rivo, Luzio und Nario. Die Sprache habe ich ausgesprochen gut gewählt empfunden. Ich habe das Buch in Originalsprache gelesen. In der Reclam-Ausgabe gibt es deutsche Worterklärungen, die ich sehr angenehm empfand. Gerade die spezifisch napolitanischen Ausdrücke in Deutsch übersetzt zu erhalten, war gut. Auch das Nachwort über die Autorin und den historischen Hintergrund "treni di felicità, Kommunistische Partei und die Rolle der Frauen fand ich sehr lesenswert.
Bestimmt ist das Buch auch in der Übersetzung wertvoll zu lesen. Ein Stück noch nicht lange zurückliegender Geschichte über eine Realität und Solidarität, die nicht einfach vorzustellen ist.
- Luigi era mio fratello maggiore e, se non aveva la cattiva idea die prendersi l’asma bronchiale da piccolo, mo (=adesso) teneva tre anni piú di me. Cos~i, quando sono nato, ero giá figlio unico.
- Osservo mia mamma attraverso il finestrino. Lei si stringe nello scialle, in silenzio. Il silenzio è arte sua.