Ich bin nun auch fertig mit dem Buch. Ich hab die letzten drei Kapitel plus Epilog zweimal gelesen um nichts zu verpassen.
Ich finde es gut dass am Ende alle Rätsel und Geheimnisse aufgelöst werden, ich mag es nicht, wenn Dinge unaufgelöst bleiben. Allerdings war jetzt am Ende schon gar viel Auflösung auf wenigen Seiten so dass es schwer für mich war mitzuhalten.
Die Hintergrundgeschichte von Cass ist schon ein wenig traurig und ich kann jetzt etwas besser verstehen warum es sie auf die Insel verschlagen hat. Sie ist ganz alleine und auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, mit einer tiefen Traurigkeit darüber, den Tod ihrer Schwester verschuldet zu haben weil sie ihre Pläne nicht mit ihr geteilt hat. Gelernt hat sie aus der Geschichte aber recht wenig finde ich. Sie spricht auch jetzt wieder nicht mit ihrem Verlobten über sehr viele Dinge, möglicherweise hätte der ganze Showdown verhindert werden können wenn Logan und Cass ehrlich miteinander gewesen wären. Vielleicht hätten sie beim ehrlich sein auch gemerkt dass sie doch nicht zusammen passen. Aber da Cass ja absolut alleine auf der Welt ist wollte sie diese Beziehung wohl um alles auf der Welt bewahren. Aber eben, Ehrlichkeit ist wichtig, diesen Schluss scheint sie aber bis zu ihrem Ende nicht gezogen zu haben. Sie wirft sich für Brooke in die Kugel die Logan abfeuert, rettet so Brooke das Leben und stirbt als tragische schon-irgendwie-Heldin des Buches, verraten und betrogen von ihrer Ersatzfamilie, getötet von ihrem Liebsten.
Brookes Geschichte ist der von Cass ja recht ähnlich und das merkt sie irgendwann kurz vor Schluss dann auch. Dass sich ihr ganzer Hass auf Cass konzentriert kann ich einerseits gut verstehen, mir ging es mal in einer anderen Situation ähnlich und ich war wütend auf die Menschen die mich vielleicht hätten retten können statt auf die wirklichen Bösewichte. Aber andererseits kann ich es auch nicht verstehen dass sie eben nichts unternimmt um Eric und seiner kleinen Familie zu schaden und sich stattdessen so auf Cass einschiesst und mit ihrem letzten Geld auf die Insel kommt um ihr nachzuspionieren und sie fertig zu machen.
Greta bleibt trotz der seltsamen Entführungsgeschichte um Alice absolut blass. Dafür dass sie die Mörderin im Prolog ist und während des ganzen Buches vorkommt wissen wir am Ende des Buches kaum mehr als am Anfang.
Das Selbe gilt für Doug und Neil. Beide bleiben auch das ganze Buch über absolut unbedeutend und bis auf ihre äusserlichen Merkmale und die Nationalität erfahren wir doch eigentlich nichts über die beiden. Obwohl Doug im Showdown eine grosse Rolle spielt hat er im restlichen Buch absolut keine Rolle. Sein ganzer Charakter bleibt absolut im Dunkeln. Und auch Neil – der Psychopath mit ungezügelter Mordlust – wird im ganzen Buch nur drei- oder viermal erwähnt und in seinem einzigen etwas längeren Auftritt erzählt er Brooke eine erfundene Story.
Logan, der am Ende niemanden umgebracht hat, und aus irgendwelchen dummen Gefühlen denkt, er müsse bei der Leiche-Verstecken-Aktion mitmachen um Cass zu schützen, bleibt auch blass und unbedeutend und stirbt am Ende einfach quasi als kleiner Einschub während des Showdowns, nachdem er versehentlich Cass erschossen hat. Vielmehr erfahren wir nicht. Gut, die drei hatten in ihren Herkunftsländern Probleme und sind alle irgendwie auf dieser Insel gelandet und gestrandet. Das verbindet sie, aber eben, mehr ist da nicht. Grad denke ich mir, sie hätten auch eine Person sein können statt drei.
Dass Daniel die Tat in England gar nicht begangen hat war für mich nebensächlich und hätte für mich nicht aufgelöst werden müssen.
Und ob es Alani überhaupt gebraucht hätte für die Geschichte? Ich weiss es nicht, auch sie blieb für mich bis zum Schluss bedeutungslos, ein Name ohne stimmigen Hintergrund. Ihre und Lucys Geschichte war irgendwie klein und unbedeutend und viel zu nebensächlich. Lucy wurde sofort getötet und Alani taucht gefühlt auf den letzten 20 Seiten auf.
Grundsätzlich muss ich sagen dass ich das Ende etwas zu zugespitzt fand. Der tosende Sturm, drei gefesselte Frauen im Schlamm, eine davon lebensgefährlich verletzt. Und vier Permanente die, mit einer Pistole bewaffnet, diskutieren, was sie jetzt tun sollen. Ich hab mir die ganzen Szenen irgendwie wie in Matrix vorgestellt, ich mein, Logan zielt auf Brooke aber Cass wirft sich dazwischen. Und dann zielt er wieder auf Brooke und sie hüpft auf, springt auf die Terrasse, hinter Logan, das kann eigentlich nur passieren wenn alle anderen in Zeitlupe … ach, ich schweife ab, ich fand diesen Endkampf etwas übertrieben.
Schade finde ich dass Cass und Logan gestorben sind. Sagen wir, das Cass gestorben ist, sie hätte mit Brooke in den Sonnenuntergang segeln sollen statt Neil.
Und am Ende, nachdem alles irgendwie aufgedeckt und enthüllt ist stellt der Epilog wieder alles auf den Kopf. Natürlich ist Neil der böse Mörder, unterwegs zu neuen Ufern, an der Seite von Brooke. Nach etwas hin und her überlegen finde ich den Twist ok. Grad als man als Leserin gedacht hat man hat alles jetzt verstanden und aufgelöst ist alles dann doch anders gewesen. Ist in Ordnung für mich, war ja kein Liebesroman und ich hatte kurz in der Mitte befürchtet dass es noch einer werden könnte wenn Brooke und Neil jetzt zusammenkommen. Dieses Ende gefällt mir da fast besser.
Grundsätzlich hat mich das Buch sehr gut unterhalten. Ich fand es toll dass es ein Thriller ohne richtige Ermittlerfigur ist. Mir gefiel auch das sommerliche Setting und die überschaubare Anzahl an Charakteren. Schade fand ich das für mich zu überhastete Ende und die, meiner Meinung nach, fehlende Charakterisierung von Greta, Logan, Doug und Neil, dem Haupttäter.
Das die Geschichte aus der Perspektiven von Cass und Brooke geschrieben ist fand ich hingegen super und mal etwas anderes. Ich hätte mir noch eine bessere Abgrenzung der beiden gewünscht. Vielleicht hätte es geholfen wenn auf jeder Seite klein Cass oder Brooke gestanden hätte oder keine Ahnung, so dass man jederzeit weiss wessen Sicht man grad liest, das verschwamm für mich ab und an.
Danke für die Leserunde und eure Gedanken zur Geschichte, es war meine erste Leserunde und es hat Spass gemacht 🙂