DrQuinzel
Hallo
Ich finde den flüssigen, direkten Schreibstil und die kurzen Kapitel sehr angenehm. Erstaunlich ist, wie viel Olga Grjasnowa in kurzen Textpassagen vermittelt. Da schwingt so viel Stimmung, manchmal auch Beklemmung mit, gerade weil sie diese Gefühle nicht klar benennt. Es passiert nicht viel im Teil Juli, aber Grjasnowa fächert in diesen gut 50 Seiten so viel auf. Man lernt Lou und ihre Familie kennen, die Geschichte ihrer Ehe, die Beziehungen unter den verschiedenen Familienmitgliedern, die Sichtweise auf ihre Berufe und vieles mehr.
Das Buch übte bisher nicht einen Sog aus, aber ich lese gerne darin und lass mich auf die Stimmung ein.
Ich halte Lou für eine Person, die recht pragmatisch auf das Leben blickt, wären da nicht die Erwartungen von andern, die sie stark beeinflussen. Sie geht der Reflktion weitgehend aus dem Weg und sieht offenbar nicht, dass sie mit Sergej nicht nur einen Ehepartner hat, mit dem sie ihrer Mutter was beweisen will, sondern auch einen guten Freund.
Die Reise ist für Lou eine Chance, auf sich selbst zurückgeworfen zu werden, sich intensiv mit ihrem Verhältnis zu ihrer Mutter auseinander zu setzen und vielleicht sich selbst wiederzufinden. Sie kann aber auch Lou‘s Probleme klarer zum Vorschein bringen und sie zu unbedachten und ungünstigen Entscheidungen verleiten. Auf jeden Fall wird die Reise eine Veränderung in Lou‘s Leben bewirken. Ich bin gespannt in welche Richtung es geht.