usum56 Heute habe ich das dritte Buch meines November-Trios zu Ende gelesen. Drei ganz unterschiedliche Leseerlebnisse, drei Werke von drei Autoren aus unterschiedlichen Generationen und von allen kannte ich bisher noch keines.
Vom Ende der Einsamkeit von Benedict Wells erzählt vom Umgang mit Verlusten und Erinnerungen und konnte mich leider nicht wirklich berühren. War mir zu dramatisch aufgeplustert und zu gewollt mit philosophischen Gedanken angereichert. Schade. Drei Bücherherzen.
Dann ein Klassiker, Mrs. Dalloway von Virginia Woolf. Dieser erforderte einiges an Konzentration, obwohl nicht viel geschieht. Wir begleiten Mrs. Dalloway während eines Tages durch London anfangs der 1920er Jahre. Sie bereitet ein Fest vor, das am Abend stattfinden wird und lässt dabei ihre Gedanken treiben. Auch die Gedanken verschiedener Nebenfiguren treiben mit und nebenher und es ist erstaunlich, wie auf diese Weise ein relativ umfassendes Gesellschaftsbild der damaligen Zeit entsteht, nur durch die Schilderung eines einzigen Tages. Das Buch endet danach ohne Schlussfolgerung, es verläuft sozusagen im Sand. Vielleicht wie der Sand im Stundenglas des Lebens einfach weiter rinnt, egal welche Entscheidungen getroffen werden. Hat mir gut gefallen, auf jeden Fall ein Buch, das ich vielleicht irgendwann noch einmal in die Hand nehmen werde. Vier Bücherherzen.
Und schliesslich Mädchen auf den Felsen von Jane Gardam. Das war ein riesiges Lesevergnügen. Die Geschichte spielt zwischen den Weltkriegen, an der Südküste Englands. Es ist ein sehr heisser Sommer, Margaret ist 8 Jahre alt, kürzlich wurde ihr kleiner Bruder geboren und sie macht sich darüber ihre ganz eigenen Gedanken. Ganz grosses Theater! Mit ihr erleben wir diesen Sommer, die Verwicklungen in ihrer Welt und schliesslich den Einsturz fast aller Lebensentwürfe um sie herum. Wunderbar ironisch, very british, tragisch und komisch zugleich. Ich habe mich köstlich amüsiert! Fünf Bücherherzen.
Alle drei Bücher haben Auszeichnungen erhalten, doch mein Favorit 🏆 war eindeutig Mädchen auf den Felsen. Jane Gardam wurde 1928 geboren und begann erst spät zu schreiben. God on the Rocks, wie der Titel im Original lautet, war ihr erster Roman und erschien 1978. Ins Deutsche übersetzt wurde er jedoch erst 2022 und zwar von Isabel Bogdan. Ein lustiger Zufall, denn von ihr haben wir hier ja bereits gehört, sie ist die Autorin des Buches Der Pfau 🦚😄.