Letzten Freitag hatte ich direkt weitergelesen und wie es schon im ersten Leseabschnitt angedeutet wurde, kommt nun Gewalt immer mehr in den Fokus. Zuerst bei der Nachbarin, als Beobachtung und danach tritt es auch aus Maries Erinnerungen immer klarer hervor. Eine schleichende Entwicklung und spätestens bei der Trennung von Adam hätte ich eigentlich erwartet, dass Marie sich Karla anvertraut. Ich verstehe nicht warum sie es nicht tat.
Einmal war da noch so ein Satz von Marie beim gemeinsamen Spiel dieses Looping Louie, als Marie wahnsinnig viel lächelte: “Plötzlich entwickelte ich mich zu der fröhlichen Erscheinung, die mir schon immer aufgedrängt worden war, beispielsweise von meinem Onkel, der mich so oft daran erinnerte zu lächeln, oder von den ganzen Idioten, die mir schon als Minderjährige auf den Strassen von Bamberg oder Würzburg hinterher gepfiffen hatten.” Irgendwie hatte ich da so ein komisches Gefühl bei diesem Satz, als ob Marie auch in der Kindheit schon Dinge für sich behielt.
Auch die Sache mit ihrer Mutter, der plötzliche Umschwung in den Gefühlen den Mädchen gegenüber, nachdem sie nach dem Bandscheibenvorfall zurückgekommen war. Apathisch und depressiv. War das doch kein Bandscheibenvorfall?
Karla kämpft in New York indessen immer noch mit ihrer Trauer und kommt nicht weiter. Dass sie sich mit Cole eingelassen hat, habe ich zwar nicht verstanden, Karla ja eigentlich auch nicht, aber sie ist in einem ungewöhnlichen Ausnahmezustand. Als Lynn die beiden trifft, explodiert sie. Und Cole ist trotzdem weiterhin für Karla da. Das fand ich schön. Ich war mir nicht ganz sicher, vermutete aber, dass Marie gar nicht mit Cole geschlafen hatte. Auch Joe, der Comicverkäufer ist Karla eine Stütze, so wie er es auch schon für Marie war – ohne Fragen zu stellen. Bei Karla spricht er jedoch als erster die Frage aus, ob Marie einen Grund gehabt hätte, mit Absicht bei Rot über die Strasse zu gehen. Mittlerweile denke ich, Ja.
Es gibt auch in diesem Abschnitt viele wunderbare Formulierungen, vor allem wenn es um Trauer und Nostalgie geht. Bei Gewalt ist es natürlich nicht möglich von wunderbar zu sprechen, aber die Kluft zwischen Vordergründig und Verborgen, zwischen Abbild und Wirklichkeit stellt die Autorin gut dar. Nur tue ich mich mit dem Thema sehr viel schwerer.