Ferdinand von Schirach beleuchtet in seinem Theaterstück «Sie sagt. Er sagt.» eine Gerichtsverhandlung, in der eine Frau ihren ehemaligen Geliebten der Vergewaltigung bezichtigt.
Das Thema allein birgt schon jede Menge Sprengstoff. Von Schirach schreibt auf seine gewohnt nüchtern präzise Art und die Dialoge zwischen der Vorsitzenden und den jeweiligen Personen im Zeugenstand sind rasant. Die Verteidigerin, Breslau, und der Rechtsbeistand der Nebenklägerin, Biegler, sind die markantesten Figuren. Im Namen ihrer jeweiligen Mandant*innen haken sie nach, stellen sie in Frage, sind unbequem. Von Schirach ruft alle relevanten Figuren nacheinander und geordnet in den Zeugenstand, wir hören ihre Beiträge und versuchen uns derweil selber, ein Bild zu machen, ähnlich wie die anwesenden Schöffen. Doch wenn am Ende beide bei ihrer jeweiligen Aussage bleiben, ist eine Verurteilung äusserst schwierig. Wer sagt denn nun die Wahrheit? Wer nicht? Was ist wirklich passiert?
Ein Stück zu einem hochaktuellen Thema, dessen, in meinen Augen, wichtigste Botschaft lautet, dass wir anständig und ehrlich zueinander und zu uns selbst sein sollten. Denn sonst verlieren alle.