Hallo zusammen
Ich hoffe, ihr seid alle gut in den Roman eingetaucht! Da es Freitag ist, eröffne ich hab heute die Diskussionsrunde zum ersten Leseabschnitt (bis S. 135). Nehmt euch ruhig Zeit mit Lesen, falls ihr noch nicht soweit seid - ihr könnt eure Kommentare jederzeit in den kommenden Tagen teilen. Schaut vielleicht einfach noch nicht in die Kommentare, damit ihr keine Spoiler entdeckt. 😉
Ich bin wahnsinnig gespannt, wie ihr den ersten Drittel des Buches erlebt hat. Eigentlich ist es es der perfekte Roman für eine Leserunde und einen Buchclub: Im Fokus stehen Autor:innen, die Verlagswelt, Manuskripte…
Ich bin nur so durch die ersten Seiten geflogen - wie ist es euch mit dem Start ins Buch ergangen? Als erstes müssen wir fast über unsere Hauptfigur und Erzählerin June sprechen. Eine komplexe, schwierig greifbare Erzählerin, die wir hier haben. Wie würdet ihr sie charakterisieren? Mit viel Neid beobachtet sie die Karriere ihrer Kollegin Athena - wie würdet ihr die Beziehung der beiden Frauen beschreiben?
Im Fokus dieses Leseabschnittes steht Athenas Lius Manuskript, welches June stiehlt und nun gerade mit grosser PR und als New York Times Bestseller publiziert hat. Athenas Name ist auf dem Roman nicht erwähnt (ähnlich wie bei unserem Buch, unter dessen Schutzumschlag der Name “Athena Liu” durchgestrichen ist - gestalterisch wahnsinnig clever umgesetzt, wie ich finde!). June stiehlt Athenas Ideen und Geschichte und verkauft sie als die ihre. Für sich selbst rechtfertigt sie dies mit dem Argument, es sei besser, wenn ihre Geschichte die Welt erreicht, als unveröffentlicht zu bleiben oder posthum in unvollendeter Form veröffentlicht zu werden. Wie seht ihr das?
Schon jetzt wirft der Roman grosse Themen auf. So zum Beispiel der Punkt, dass June nicht nur Athenas geistiges Eigentum gestohlen hat, sondern dass es sich hierbei auch um kulturelle Aneignung handelt. Junes Verlag scheint sich dessen bewusst zu sein und empfiehlt ihr deshalb, als “June Song” zu veröffentlichen, was als asiatischer Name interpretiert werden könnte. Eine der spannendsten Szenen in diesem Abschnitt fand ich die Lesung, an der June von einer Leserin konfrontiert wird, ob es nicht problematisch sei, dass sie mit “Die letzte Front” finanziell von einer marginalisierten Gruppe profitiert, ohne selbst eine Person of Colour zu sein. June entgegnet darauf, dass es sich sonst um Zensur handelt würde und jede Person das Recht hat, jede Geschichte zu erzählen. Ist das eine legitime Aussage von June? Oder ein Versuch, sich zu rechtfertigen und ihr schlechtes Gewissen zu überspielen?