Ups, dass es nicht gut endet, war ja abzusehen - aber so ungut für Joseph K. war nun doch eine Überraschung! 😱 Irgendwie hoffte ich dauernd entweder auf eine Aufklärung des Ganzen oder auf eine unerwartete, bizarre Wendung. Stattdessen: tatsächlich ein Ende, und nicht nur der Geschichte… 💀
Für mich selbst habe ich einen Deutungsversuch gewagt: Beschreibt Franz Kafka in diesem “Process” möglicherweise das Leben? Wir alle machen uns auf die eine oder andere Weise schuldig, meistens sind wir uns dessen gar nicht bewusst, reagieren denn auch auf entsprechende Vorwürfe unwissend, ratlos, abwehrend, suchen Unterstützung, die uns oft - weil der andere sein eigenes Schicksal zu tragen hat - nicht hilft. Das Leben geht weiter seinen Gang, und irgendwann - für die einen unerwartet, für andere vorhersehbarer - endet es mit dem Tod, und selten schliesst sich damit der Lebenskreis mit einer einleuchtenden Erklärung, vieles bleibt offen, unbeantwortet für die Hinterbliebenen und hier für uns Leser. 😕
Mir gefiel die Schreibart (ich mag auch sonst klassische Literatur), wobei ich mit der Darstellung der Dialoge und mit dem absatzlosen Text meine liebe Mühe hatte. Ich weiss nicht: wollte der Herausgeber einfach Seiten (und Papier) sparen, oder wollte Franz Kafka selbst, dass es unübersichtlich für seine Leser ist? 🤔 Ich fand nur schwer Zugang zu diesem Roman, zum einen ist mir Joseph K. fremd geblieben, zum anderen konnte ich mich mit der ganzen Umgebung nicht richtig anfreunden. Zeitlich, örtlich, gesellschaftlich wurde ich nicht richtig “warm” mit der Geschichte - vom gewaltsamen Schluss dann ganz zu schweigen.