Ich bin noch etwas unentschlossen nach der ersten Hälfte. So zieht die Thematik des Textes und das langsame Hineinführen in die Gefühlswelt der Protagonistin durchaus in den Bann. Aber sprachlich finde ich es immer wieder arg holprig. So wirken beispielsweise Wortgebilde wie „Verpeilpo“(S.26) sehr angestrengt und unnatürlich. Hier ist schwer zu entscheiden, ob das der Übersetzung geschuldet ist oder nicht. Ein sprachlicher Genuss kommt bei mir auf jeden Fall nicht auf. Meistens ist es immerhin nicht störend, aber doch stolpere ich immer wieder über Formulierungen oder Satzbildungen.
Die kurzen Sätze und die einfache Sprache mögen zwar zum jungen Alter der Erzählerin passen. Diese jedoch ist gleichzeitig unheimlich reflektiert und liefert die Analyse der Situation gleich mit. Dies wiederum raubt den Lesenden oftmals die Möglichkeit der Interpretation. Wobei ich mir hier noch nicht sicher bin, ob dies absichtlich geschieht. Sozusagen die naseweise Jugendliche die glaubt, alles verstanden zu haben. Und wir sehen am Ende, dass das gar nicht der Fall ist.
Spannend ist auf jeden Fall der stete Fall in die Obsession, überhaupt die fremde Welt dieses Idol-Kults. Diese Idol-Industrie wirkt streckenweise wie eine Satire auf unsere Star-Obsession. Umso erschreckender zu erfahren, dass dies durchaus Gang und Gäbe ist. Zitat aus dem englischsprachigen Wikipedia-Eintrag zu „Japanese Idols“: „Idols are commercialized through merchandise and endorsements by talent agencies, while maintaining a parasocial relationship with a financially loyal consumer fan base.“ Diese parasozialen Beziehungen, die wir durchaus auch in Europa kennen, scheinen mir bei den Idolen noch zynischer auf die „finanziell loyalen Fan-Konsumenten“ ausgerichtet. Schlussendlich sind sie in der kapitalistischen Logik zuendegedachte Beziehungen. Da läuft einem der Schauer kalt den Rücken runter.
Auch die kleinen Enblicke in japanische Gender- und Familiendynamiken sind hochinteressant, wobei ich gespannt bin im Folgenden noch mehr zu erfahren.
Soweit mein erster Eindruck. Freue mich auf den Austausch und den nächsten Teil.