Die Geschichte von Cruella hat mich ziemlich neugierig gemacht. Im Film weiss man eigentlich gar nichts über sie, ausser, dass sie Pelze liebt. Doch warum ist das so? Wir lernen Cruella als ein kleines Mädchen kennen und es wurde sogleich klar, wer welche Rolle in der Familie spielte. Es tat mir im Herzen weh zu sehen, wie ein Kind so aufwachsen muss. Und das schlimmste, es weigert sich die Wahrheit zu sehen. Sie hatte zwei wunderbare Männer an ihrer Seite, die sie so sahen, wie sie wirklich ist. Doch der Drang nach der Liebe und Aufmerksamkeit einer Mutter wird immer stärker sein… Je älter Cruella wurde, desto mehr veränderte sie sich. Sie wurde immer kreativer, um ihre Mutter nachzuahmen. Sie verschloss ihre Augen vor dem Offensichtlichem. Selbst Anita, die immer für sie da war und sie einander ausglichen, hat sie von sich geschoben. Immer und immer wieder, obwohl sie es eigentlich besser weiss… Und wie sie es bereits im Buch gesagt hat: je höher man fliegt, desto tiefer fällt man.
Cruella’s Geschichte hat mich erschüttert. Jede Mutter sagt immer, es sei gar nicht möglich ihr Kind nicht zu lieben. Doch Cruella musste das am eigenen Leib erfahren. Nun, vielleicht liebte sie ihre Mutter auf ihrer Art, aber man sah ganz deutlich, was ihr im Leben am wichtigsten ist. Ihr waren alle Mittel recht, um das zu bekommen, was sie wollte. Auch wenn sie ihre Tochter immer und immer wieder verletzte und Cruella dennoch nur das Gute in ihr sah. Am liebsten wollte ich Cruella in die Arme schliessen und ihr so lange sagen, dass das wichtigste im Leben bereits unter ihrem Dach sei. Dass sie die Augen öffnen und die Wahrheit bezüglich ihrer Mutter sehen müsse… Doch so einfach ist es leider nicht. Cruella mochte alles gehabt haben, schlussendlich besass sie jedoch nichts ausser Anita und ihre Bedienstete, die sie über alles liebten. Es ist nicht fair, wie eine hasserfüllte, kaltherzige, manipulative und geldgeile Frau einfach ihr Leben sorgenlos weiterlebt, während ihre einzige Tochter sich nach seiner Mutter sehnt. Ich fühlte mit Cruella, ich verstand ihre Gedanken, ihre Wut und Enttäuschung. Bösewichte werden nicht geboren, sie werden dazu gemacht. Cruella ist der Beweis dafür. Am liebsten wollte ich ihre Mutter solange verprügeln, bis sie nicht mehr wusste, wer sie ist. Solche Menschen verdienen kein sorgloses Leben. Natürlich entschuldigt dies nicht Cruella’s Handeln. Das ewige hie und her, zwischen “beim Bewusst sein” und “Verrücktheit” war für mich etwas zu viel. Haben tatsächlich die Ohrringe sie verändert? Oder der Gedanke an ihren Vater, der sie psychisch “labil” gemacht hat? Egal, was es war. Schlussendlich hat sie alles verloren und doch denkt sie weiterhin, dass sie ihre Mutter irgendwann stolz machen wird…
Eine unglaubliche Geschichte über ein kleine Mädchen, dass um die Aufmerksamkeit und Liebe ihrer Mutter buhlte. Es werden schwierige Themen behandelt, die zu psychischen Störungen und verschobene Wahrnehmung führen. Doch auch die Teufelin Cruella hatte wunderschöne Momente und sah klar. Wegen dem locker leichtem Schreibstil flogen die Seiten nur so dahin. Wer die Villain-Geschichten liebt, kann ich diese gerne weiterempfehlen.