Ich konnte doch tatsächlich in den letzten 3 Tagen noch das 2.Buch der Dezember-Challenge lesen: Tausend Lichter über der Seine von Nicolas Barreau
“Der November ist bekannt als ein Trister Monat, in dem in der Regel nicht viel passiert. Jedenfalls nicht viel Erfreuliches. Es regnet oft, ein ungemütlicher Wind fegt um die Häuser, über die Brücken und Boulevards, Regenschirme schlagen um, man bekommt nasse Füsse und oft genug einen Schnupfen. Die Menschen sitzen mit müden Gesichtern in der Metro und alte Leute sterben öfter als in anderen Monaten - das ist in Paris auch nicht anders als in anderen Städten. Man versucht irgendwie durchzuhalten, sich von einem dunklen Tag zum nächsten zu hangeln, bis der Dezember naht - und mit ihm die Vorfreude auf Weihnachten, dieses wunderbare Fest der Liebe und der Lichter, das ganz Paris in ein Märchen aus Zuckerwatte und Silberglanz verwandelt.”
Dieser Einstieg in das Buch hat mich sofort gefesselt. Ich konnte in ein Paris eintauchen, welches der Autor liebt und dem Leser näher bringen möchte. Ich konnte mir die Gassen, Quartiere, Bootstegs ect. bildlich vorstellen.
Die Hauptfigur kommt aus einer reichen und angesehenen Familie in Paris. Ihre beiden älteren Schwestern haben Jura und Medizin studiert und haben sich zur Freude der Eltern auch passend verheiratet. Nur Joséphine, das Nesthäckchen, die Kleine wie sie in der Familie genannt wird, scheint aus der Reihe zu tanzen. Sie hat Literatur und Sprachen studiert und arbeitet als Übersetzerin von finnischen und englischen Büchern ins Französische in einem kleinen Verlag. Als dieser kurz vor Weihnachten schliesst, hat sie Mühe über die Runden zu kommen. Da scheint es nur passend, dass sie von ihrem Lieblingsonkel Albert sein Hausboot geerbt bekommt. Sie möchte dieses verkaufen, doch leider meint es das Schicksal im ersten Moment nicht gut mit ihr. Denn auf dem Hausboot ist ein Mieter, welcher einen Mietvertrag von 10Jahren von ihrem Onkel noch bekommen hat und dieser Vertrag ist wasserdicht. Zu allem Übel kommt dann noch dazu, dass ihr “Verhältnis” mit einem verheirateten und gut angesehenen Mann im Ministerium keine Zukunft zu haben scheint. Nach 3 Jahren erkennt sie, dass dieser Mann niemals seine Frau für sie verlässt. Joséphine ist mutig genug ihn vor ein Ultimatum zu setzen. An Heiligabend eskaliert die Situation dann zu Hause. Alle scheinen auf Joséphine herumzuhacken und Joséphine hat die Nase gestrichen voll und verlässt das Familienessen. Unter Tränen lauft sie scheinbar ziellos durch Paris. Erkennt aber, dass sie automatisch den Weg zum Hausboot und Maxime, dem Mieter des Hausbootes, eingeschlagen hat. Obwohl die zwei sich scheinbar nie recht gut verstanden haben, sich immer geneckt haben sobald sie aufeinander trafen, verbringen sie Weihnachten zusammen und erkennen, dass sie eigentlich zusammengehören.
Der Autor schreibt lebhaft, bildlich und humorvoll. Joséphines Mutter und Schwestern möchte man am liebsten so einiges an den Kopf werfen und sie schütteln und bei den Diskussionen zwischen Joséphine und Maxime möchte man am liebsten Mäuschen spielen. Als Leser muss man in diesen Situationen einfach schmunzeln und mitlachen oder eben mit Joséphine zusammen wütend auf ihre Familie sein.
“Das Leben war eine Reise, wie Onkel Albert in seinem Brief geschrieben hatte. Man fuhr mal schneller, mal langsamer durch die Jahre, und meistens hielt man den gleichen Kurs. Entscheidend waren die Abzweigungen, für die man sich entschied. Das waren die Momente, die ein Leben veränderten.”