Und wieder geht es Schlag auf Schlag: Gasser erzählt einen temporeichen, brisant-aktuellen Krimi - mit Schauplatz in der Schweiz, Wien und im Irak - die Wechsel kommen rasant - und lange wird man im Dunkel gelassen, wie denn die einzelnen Kapitel zusammen gehören - und ob überhaupt…
Dabei verwebt Gasser erneut ‘Zeitgeschichtliches’. Dieses Mal greift er die Themen ‘Loverboy’, Blutrache/Ehrenmord und Terrorismus auf. Ohne den missionierenden, philantropen Weltverbesserer zu geben, vermag Gasser für heikle Themen zu sensibilisieren und die Augen zu öffnen. Ebenso bringt er Lokalkolorit aus Solothurn aufs Tapet, erzählt Historisches und Landschaftliches - ohne dass man das Gefühl hat, er sei von der Tourismusbranche gekapert und gesponsert.
Dieser Spagat auf drei Ebenen (Krimi, Zeitaktualität, Lokalkolorit) und das mit enorm viel Spannung und lernreichen Infos (diesmal z.B. Verschlüsselung sensibler Daten mit Transfer in aller Öffentlichkeit) angereichert, überzeugt und fasziniert mich. Da verzeihe ich ihm das etwas spannungslähmende Strickmuster, das ich schon in der ersten Rezension antönte. - Dieses Mal zumindest war es nicht mehr ganz so durchgebrochen.
…ich bleibe jedenfalls Dominik Dornach & Co auf den Fersen!
Übrigens: Es ist mein 2. Gasser - wobei ich quasi ‘rückwärrts’ lese. Das ist kein Problem, Gewesenes wird kurz und bündig thematisiert, so dass man aktualisiert ist. Dass sich ein Beziehungsgeflecht im Team verändert ist selbstredend. Man ist höchstens ein bisschen ‘gespoilert’, weil Stehen-gelassenens sich im Folgeband aufgelöst hat. - Doch das nimmt der Erzählung weder Speed noch Drive.