Nun habe ich also das Buch zugeklappt - und damit schloss sich der Kreis - quasi - denn: der letzte Teil gefiel mir so gut wie der erste 😉 - trotz der ‘Erzähllöcher’… Der Sprung zu Mentine’s Hochzeit war arg abrupt - nichts dazwischen, ausser, dass sie mit Barbe’s Eltern während der Belagerung in Sicherhheit war - auch blitzt wieder Barbe’s Raffinement durch - diesmal zieht sie eine Mauer hoch und trimmt sie auf alt, um den Keller optisch gross, in Wahrheit aber kleiner wirken zu lassen, um eine Plünderung zu verhindern. - Auch über diese Episode hätte ich gerne mehr gewusst… Aber in diesem letzten Teil war genug Stoff drin!
Ich bewunderte Barbe’s Haltung im Krieg: zu bleiben und um des Geschäftes willen ‘zu kollaborieren’ - wobei ich das nicht negativ konnotiert wissen will - sie war auch bereit, ihre Arbeiter soweit möglich zu behalten, um sie nicht komplett ins Elend zu schicken. Geschickt zieht sie die Fäden, um ihren Traum zu verwirklichen. Und ja, was die Hochzeit von Mentine anbelangt, da stimme ich @Hortensia13 zu - obwohl Barbe an sich modern, aufgeschlossen und freiheitlich im Denken ist, hat sie für ihre Tochter und deren Zukunft doch eher konservative Vorstellungen… Ich frage mich, ob Mentine tatsächlich zu ihrem je eigenen gefunden hat…
Auch (um rückwärts durch die Geschichte zu gehen…) die Herstellung des ‘Kometenweines’ (noch zu der denkbar ungünstigsten Zeit) zeigt den überaus innovativen und mutigen Geist dieser Frau - der im Entscheid, noch vor dem Friedensvertrag volles Risiko einzugehen und ein Schiff Richtung Russland zu chartern, gipfelt und gänzlich zum Durchbruch kommt.
Insgesamt eine gute Lektüre - letztendlich habe ich mich mit den Sprüngen ‘ausgesöhnt’ und sie als ‘Zeitraffer’ angenommen - auch wenn dadurch (s.o.) meine Neugierde ein wenig auf der Strecke blieb…
Dem Epilog nach zu schliessen, gäbe es jedenfalls noch genug Stoff für eine Fortsetzung - Übergabe der Firma, Bau des Schlosses - oder eben die Trennung von Georges, der eine eigene Kellerei beginnt.
Demisam Danke für Deine Recherche! - Jetzt, wo Du’s sagst, muss ich sagen, dass ja der Flaschentausch ziemlich am Anfang genau darum so problemlos war, weil’s keine Etiketten gab!!! Das wär ja eine zusätzliche ‘Heidenarbeit’ gewesen, die abzulösen und neu, bzw. ihre eigenen drauf zu geben.
Für mich bleibt unterm Strich eine 4 😊 - der Stil ist flüssig, abwechslungsreich und informativ, man bekommt Einblick in eine Zeit und ihre Umbrüche - lernt eine Frau kennen, die sich gegen gängige Konventionen ihrer Zeit stemmt - und Männer, die durchaus zur Kooperation bereit sind. Geschichtlich habe ich ebenfalls eine Menge dazu gelernt - auch betreff Champagnerherstellung - …wobei ich mir deswegen (noch) nicht zutrauen würde, selber einen zu brauen 😇.
Barbe selber ist für mich eine beeindruckende Frau - mit Ecken und Kanten - So ganz am Schluss hätte ich schon einen Wunsch an sie gehabt: etwas sanfter mit sich umzugehen - für mich war da manchmal arg viel ‘Verbissenheit’, fast schon ‘Besessenheit’ - die Erste, Beste … zu sein - und dem ALLES unterzuordnen. - Ja, es war ihr Leben und ihre Entscheidung - nähme mich trotzdem wunder, wie sie am Schluss zurück blicken würde…