…meine Bilanz ist etwas durchzogen… Hier im zweiten Teil habe ich das Gefühl, Romagnolo packt ZU viel in die Geschichte, es wird irgendwie unübersichtlich - der Faden geht mir verloren - und das WORUM die Geschichte an sich drehen würde, katapultiert es an den Rand… Natürlich ist mir klar, dass die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts voll gepackt war mit Ereignissen (2 WK’s; Wirtschaftkrise; Pandemie; politische Umwälzungen, etc.) - aber dass das nun ALLES thematisiert werden muss?! - Es ist wie ein ‘Patch-Work’ - da werden ganz viele Stoffblätzli zusammen genäht - an sich könnte man aus jeder Gestalt einen eigenen Roman machen! …und dass ich dann noch mit einem ‘denkenden’ Hund beglückt werde (nach ‘Eine Frage der Chemie’ bereits der zweite…), empfinde ich als ‘Stilbruch’, auch die wieder kehrenden derben Worte stören mich zunehmend im Fluss, weil die Sprache und der Stil an sich ‘schön’ sind…
Mit dem ‘Dritten Kapitel’ kommt eine unvermittelte Rückblende zur Mitte 19. Jhd. und der Reblaus. Allerdings habe ich da nicht ganz durchgeblickt - die Familienkonferenz war mir ‘undurchsichtig’ - mir ist auch nicht klar geworden, WIE sie sich nun entschieden haben, um ihre Reben zu retten.
Der erste WK war mir dann einfach zu detailliert beschrieben. Ich frage mich, wo die Geschichte insgesamt hin will, ob es wirklich sein ‘muss’, dass jede:r Beteiligte sein ganzes Leben erzählt. - Ich weiss jetzt nicht, ob ich mich verständlich ausdrücken kann…
Für meine Orientierung nützen mir die Kapitel-Überschriften nichts - die wirken eher zufällig - denn was da unter einem einzigen Kapitel vereint wird, ist gleich ne Unmenge - mir wären kleinere Kapitel, mit ‘richtigen’ Titeln lieber…
Das tönt jetzt recht negativ… trotzdem ist der Einblick in die Zeitgeschichte - sowohl in Italien als auch in Amerika - sehr interessant und lehrreich - anschaulich beschrieben - nicht einfach trockene Geschichtskunde! Auch die Abschnitte, die sich um Giulia drehen finde ich sehr gut erzählt - …ich hätt’s einfach gern ein bisschen weniger ‘uferlos’…, was den ‘italienischen’ Teil und deren Protagonisten anbelangt…
Gaso Risso finde ich ebenfalls einen ‘widerlichen Lump’ - wie er sich Anita ‘unter den Nagel reissen will’ - nur für seine Zwecke - und wie er den Hund mordet - jetzt Franzoni hintergeht und in die Armut zu treiben versucht…
Die Liebe zwischen Nico und Adelaide ist behutsam beschrieben - auch hier wieder spannend, wie sich die Geschichte wiederholt - wie bei Anita und ihrer Grossmutter - so jetzt auch bei Nico und Anita - doch keine:r hat sich gebeugt und ist dem Herzen gefolgt… die Strafe tut da nichts dagegen…
Auch ich hoffe, dass a) Nico diese brutale Attacke überlebt - und b), dass Adelaide und Nico zusammen finden dürfen, können… - …und natürlich (nach meinem obigen ‘Gejammer’ 🙈), dass c) die Erzählstränge endlich zusammen laufen - und man sich trifft…
Doch ach mir schwant…. den 2. WK hatten wir noch nicht - zwischen Giulias Rückkehr und dem jetzigen Stand der Erzählung fehlen uns noch Jahrzeeehnte…..