Inhalt vgl. Cover
Der Einstieg in den “Roman eines Lebens” war einfach - der Schreibstil wie von Eveline Hasler gewohnt klar und bildhaft. Die Geschichte hat mich fasziniert, weil sie - ebenfalls wie gewohnt von Eveline Hasler - sehr gut recherchiert ist. Sie hat mich aber auch aufgewühlt und wütend gemacht.
Ich bewundere Mentona Moser, welche Energie sie in jeder Lebenssituation frei machen konnte für ihre Ziele und dies unter erschwerten Bedingungen: eine Kindheit ohne Anerkennung und Zuneigung (die Mutter hat die Erziehung an das Hauspersonal, die Kinderfrau, die Lehrerin, die Ärzte, den Psychiater und den Vormund delegiert). Von ihrer vermögenden Mutter erhielt sie keine Unterstützung, später von ihrem geschiedenen Ehemann auch nicht - weder für die Kinder, noch für sich selbst. Und trotz dieser erschwerten Umstände und zwei Weltkriegen hat sie die erste Frauenschule der Schweiz gegründet, hat die neue Abteilung für Mütter- und Säuglingspflege bei Pro Juventute geleitet, reiste als Schweizer Delegierte für die Partei nach Russland und kaufte dort mit dem Pflichtteil ihres Erbes ein Kinderheim. Nachdem Adolf Hitler Reichskanzler geworden war musste sie Hals über Kopf Berlin verlassen (wo sie nach ihren Russland-Jahren gelebt hat). Zurück in der Schweiz war sie mittellos, doch zu stolz, um irgendwo um Geld zu bitten. Nach der Gründung der DDR wurde Mentona Moser nach Ost-Berlin eingeladen, wo sie bis ans Lebensende kostenlos gepflegt wurde. Ein versöhnlicher Abschluss der Geschichte.
Ich hätte mir etwas mehr zu ihrem Verhalten und ihren Gedanken gewünscht. War sie wirklich eine Feministin, wie vom Deutschlandfunk Kultur geschrieben? Ebenso habe ich vermisst, dass die Beziehung zu ihren eigenen Kindern nicht mehr thematisiert wurde. Hatte sie ihnen gegenüber ein schlechtes Gewissen, wenn sie zugunsten der Sache unterwegs war?
Ich empfehle das Buch all jenen, die sich für starke Frauen im letzten Jahrhundert interessieren.