Ja, die Geschichte ist vielschichtig! Der ‘offene Schluss’ stimmig… Ich spüre jedenfalls, dass mich die Erzählung nicht loslässt und sie weiter nachklingt…
So ist mir etwas dazu in den Sinn gekommen: Ist es nicht so, dass man manchmal auch im Leben ‘nachsitzen’ muss? Wenn man eine Lektion nicht ‘gelernt’ hat, kommt man immer wieder in dieselbe Situation hinein, bis man das ganze integriert hat, so dass es sich auflösen kann.
Lenas Reaktion auf den grausamen und unvorhergesehen Tod von Francois war, dass sie nach ihrer ‘Mitverantwortung’ suchte, nach allfälliger Schuld, sich vergrub - und dann floh.
Dasselbe Muster wiederholt sie, als das mit der 12-jährigen Freundin von Lalita passiert: Mitverantwortung bei sich suchen, sich Schuld zuschieben - und ‘abhauen’…
In letzter Sekunde wird sie durch neuen Schrecken regelrecht herausgerissen aus diesem Muster - und kann sich letztendlich aus der Spirale lösen. - Letztendlich macht sie ebenfalls einen Schritt in die Emanzipation, sie emanzipiert sich gegenüber dem, was man gemeinhin als ‘Schicksal’ abtut - nicht alles lässt sich verhindern oder auch nur beeinflussen - doch die Haltung, die wir dazu einnehmen, ist unser Gestaltungsraum. - Lassen wir uns vom Schicksal bodigen oder auch (‘nur’) drangsalieren - oder versuchen wir es zu gestalten? Es ist nicht immer Kampf und Auflehnung - mitunter aber schon. - So hat Lena beides getan: sie hat sowohl gekämpft (um Lalita), als auch angenommen: ihren Platz in Indien.
So denke ich, dass das Buch auch konkrete Dimensionen für das eigene, kleine Leben hat!