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Sibylla Flügge
In diesem ausserordentlich reichhaltigen Buch wechelt die Autorin zwischen den Ebenen der Rechtsgeschichte, der Sozial- und Mentalitätengeschichte hin und her. Ihr Material dient ihr als Brennspiegel, in dem die Entwicklung des frühneuzeitlichen Staats in seinem theologisch-ideologischen Kontext, mit seinen Auswirkungen auf das Zusammenleben von Arm und Reich, von Frauen und Männern sowie der verschiedenen Berufe und Stände zusammengefasst werden. An den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der frühen Hebammen-Ordnungen macht sie deutlich, wie das lokale Zusammenspiel von Partialinteressen und allgemeinen Formen der Herrschaft jeweils funktioniert haben könnte und wie diese letzteren sich praktisch entwickelt haben, während sie auch in den Köpfen und Seelen der Menschen Spuren hinterliessen. Flügge lässt sich weder zu Antworten auf die Frage hinreissen, "wie es denn wirklich gewesen ist", noch begnügt sie sich mit einer Auflistung verschiedener Stufen von Gesetzestexten. Mit der für diese Studie grundlegenden Einsicht, dass einerseits das Rechtsverständnis einer Epoche selbst sozialhistorisch interpretiert werden muss und dass andererseits Rechtsnormen ihre Bedeutung nicht unmittelbar zum Zeitpunkt ihrer Entstehung erlangen müssen, stellt sich nicht nur für feministische Geschichtsschreibung das Problem der Ungleichzeitigkeit.
Fachbücher
Klostermann, Vittorio
Deutsch
556
1998-01-01
9783465044543
978-3-465-04454-3