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monalisa

Ab er ersten Zeile sind wir mittendrin. Bea ist sauer auf Niklas, er hat es versäumt, rechtzeitig die Fährtickets nach Gotland zu buchen, und nun ist das Schiff ausgebucht, sie werden erst eine Woche später rauskommen aus dem heissen stickigen Stockholm und die geplanten Familienferien verkürzen sich. Ein Wort gibt das Andere, es rummst so richtig, wer kennt solche Streits nicht? Niklas rauscht davon, je länger er wegbleibt, umso mehr beginnt Beas Wut langsam zu verrauchen, bis sogar langsam Sorge um ihn aufkeimt, vielleicht ist ihm ja etwas passiert? Hin und her schwankt sie zwischen ihrer immer wieder neu aufflammenden Wut und dieser Sorge, schreibt ihm schliesslich eine kurze Nachricht, “Wo bist du?”, und als keine Antwort eintrifft, noch etliche weitere, immer in der Hoffnung auf ein beruhigendes Lebenszeichen von ihm, und die Gewissheit, dass sie sich endlich wieder auf den Pfad der Versöhnung begeben können, so, wie es ihnen nach allen vorhergehenden Streits auch immer wieder gelang. Aber der Titel des Buches nimmt es bereits vorweg: Niklas wird nicht mehr heimkommen, erst braucht er nur “Abstand”, später will er die Scheidung. Im ersten Teil wird all das aus Beas Sicht geschildert, man fühlt und leidet mit ihr, die nicht glauben kann, was hier gerade passiert. Sie beide schienen doch wie füreinander bestimmt zu sein, leben schon so lange glücklich miteinander, haben zwei gemeinsame Töchter, die bereits Teenager sind, sind sich beste Freunde. Sie versteht einfach nicht, wie es so weit kommen konnte, und am liebsten möchte man Niklas selber schütteln, damit er Bea endlich sagt, was los ist, und sie nicht länger dermassen im Dunklen tappen lässt. Es folgt der zweite, aus Niklas’ Sicht geschilderte Teil, und nun verstehen wir einiges mehr, auch wenn wir Niklas längst nicht so nahe kommen wie zuvor Bea. Auch dies unterstreicht die Unterschiedlichkeiten ihrer Charaktere. Im dritten Teil wird die Entwicklung dann auch zeitlich weiter vorangetrieben, Bea hat inzwischen eine eigene Wohnung, verschiedene Episoden werden abwechselnd aus Beas und Niklas’ Sicht geschildert. Neugierig liest man weiter und beginnt sich zu fragen, wie das Ganze wohl ausgehen mag. Ein packend erzähltes Buch, das leicht zu lesen ist und in dem sich vermutlich jede/r an irgendeiner Stelle im eigenen Leben wiederfinden wird. Bestens geeignet als Ferien- oder Abendlektüre für alle, die sich für die Feinheiten zwischenmenschlicher Beziehungen interessieren.

Ein umfangreicher Roman, der immerhin 27 Lebensjahre der Ivy Lin umreisst. Dies in einem Schreibstil, dem sehr leicht zu folgen ist. Und weil Titel und Klappendeckel neugierig darauf machen, wo sich ihre Geschichte hinentwickeln wird, fällt es auch nicht so schwer dabeizubleiben, trotz einiger Längen und weniger interessanter Abschnitte. Ivy wächst die ersten zwei Jahre bei ihrer Grossmutter in China auf, weil ihre Eltern in die USA ausgewandert sind und sie aus finanziellen Gründen erst später nachholen können. Als es so weit ist, will sie vor allem eines: dazugehören. In der Schule himmelt sie Gideon an, an dem alles perfekt zu sein scheint: Aussehen, Benehmen sowie das Aufgehobensein in einer liebenden, wohlhabenden, durch und durch amerikanischen weissen Familie. Gideon wirkt allerdings unerreichbar, ganz anders als Roux, den Ivy jedoch als Looser betrachtet. Nach der Schule ziehen die Jahre ins Land und wird Ivys weiterer Werdegang geschildert. Wir schauen ihr dabei zu, wissen oft nicht viel darüber, weshalb sie sich für dies oder jenes entscheidet, doch als Gideon ihr wieder über den Weg läuft und sie diesmal etwas Gemeinsames mit ihm teilt, nämlich dass sie seinerzeit dieselbe Schule besuchten, gewinnt das Ganze wieder an Fahrt. Kommt es nun doch noch zu einem Happy End mit ihm? Obwohl auch Roux plötzlich wieder auftaucht? Wie schon gesagt, war das Ganze nicht schwer zu lesen, gepackt haben mich die Figuren trotzdem nicht richtig, vielleicht, weil alles so amerikanisch wirkt? Am stärksten fand ich die Schilderungen von Ivys chinesischer Herkunft. Wie die Grossmutter sie in ihren zwei ersten Lebensjahren prägt - von ihr hat sie in gewisser Weise auch das Lügen gelernt -, wie Ivy ihre Eltern wahrnimmt oder was bei einem späteren längeren Ferienaufenthalt in China in ihr vorgeht. Ähnlich zu ihren ‘kleinen Lügen’ legt die Autorin hier und da kleine falsche Fährten, und hält so die Spannung aufrecht. Den grossen Erfolg, den das Buch in den USA hatte, erkläre ich mir damit, dass es, im Nachhinein betrachtet, tatsächlich irgendwie clever aufgebaut ist. Dass man es unbedingt gelesen haben muss, würde ich zwar nicht behaupten. Aber für jemanden, der eine dickere Ferien- oder Krankenbettlektüre sucht, mag es sich durchaus lohnen.

Das Thema des Buches, die Kinderfrage, hat mich sehr interessiert. Rose und Luke scheinen füreinander geschaffen und heiraten, obwohl Rose von Anfang an zu verstehen gibt, dass sie keine Kinder bekommen möchte. Das sei für ihn okay, er wolle auch keine, hatte Luke darauf immer geantwortet. Dann ändert er seine Meinung und bearbeitet sie entsprechend. Die beiden stehen am Scheideweg - wie wird es mit ihnen weitergehen? Neun Varianten würden nun folgen, wie Klappendeckel und Buchtitel verraten. Ich war verblüfft und gleichzeitig neugierig geworden, erst recht, nach dem Lesen der ersten beiden (kurzen) Kapitel, die mir sehr gefielen. Die kann schreiben, dachte ich sofort. Letzteres stimmt nach wie vor, auch wenn die Sprache weniger literarisch als journalistisch ist. Auf jeden Fall lässt sie sich mühelos lesen, und man sieht die einzelnen Szenen bildhaft vor sich. Das ist zwar immerhin schon etwas, und aus diesem Grund habe ich meine drei Bewertungssterne vergeben. Aber leider war’s damit auch schon an Positivem zu diesem Buch. Dem nun folgenden Rest mangelt es leider an Übersicht, weil die neun Lebensvarianten völlig verschachtelt und in zahlreichen Zeitsprüngen erzählt werden. Aber vor allem mangelt es den Figuren an Tiefe, so dass das Ganze etwas arg oberflächlich vor sich hinplätschert. Irgendwie schade, weniger wäre vielleicht mehr gewesen. Weil ich grundsätzlich jede/n bewundere, der/die ein ganzes Buch schreibt und dafür sogar einen Herausgeber findet, widerstrebt es mir eigentlich, mich hier in dieser Art und Weise zu äussern. Aber wenn frau - für Männer ist das vermutlich wohl wirklich eher nichts - den Roman nicht mit meinen hohen Erwartungen zur Hand nimmt, könnte ich mir vorstellen, dass er sich als leichte Sommerlektüre am Strand oder am Abend vor dem Einschlafen durchaus eignen könnte.

Im Mittelpunkt dieses in unserer heutigen Gesellschaft spielenden Romans steht die 15-jährige Gymnasiastin Mette. Mette ist überdurchschnittlich intelligent und seziert messerscharf und zynisch die Erwachsenenwelt um sich herum. Ein Vorfall mit ihrer allerbesten Freundin wirft sie komplett aus der Bahn. Als sie auf Joshua trifft, einen 25-jährigen Ex-Studenten, der aus unklaren Gründen von der Uni geflogen sein soll, fühlt sie sich langsam wieder lebendig. Joshua wird für Mette eine Art intellektueller Sparringspartner. Sie freut sich, wenn er sich von einer schlagfertigen Antwort beeindruckt zeigt, entwickelt zunehmend freundschaftliche Gefühle. Als er ihr vorschlägt, wie sie die Anzahl ihrer Follower in den sozialen Medien vervielfachen und auf diese Art zu echter Macht gelangen könnte, lässt sie sich, nach kurzem Zögern, auf das Experiment ein. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, aber wie das Ganze dann ausgeht und auf ein fast schon filmreifes Finale hinausläuft, will man auf jeden Fall wissen. Das Krasse an diesem Buch ist einerseits die Sprache, die Mette und Joshua verwenden. Eindeutig beeinflusst durch die sozialen Medien, in der beide so viel Zeit verbringen, voller Anglizismen, Abkürzungen und Spezialbegriffe. (Ein Glossar gibt es leider nicht, wer dazulernen möchte, muss selber googeln.) Krass ist auch, mit wieviel Verachtung beide nicht nur auf ihre Lehrer, sondern gerade auch auf ihre Eltern schauen. Und auch die eine oder andere inhaltliche Wendung in diesem Roman empfand ich als krass. Und doch halte ich ihn gleichzeitig für ein starkes Buch. So ungewöhnlich die Geschichte aufgebaut ist - weshalb man sich anfangs auch erst irgendwie zurechtfinden muss - , ist sie doch ziemlich stimmig, logisch und auch spannend erzählt. Wer sich dafür interessiert, wie sich die sozialen Medien auf Heranwachsende auswirken (können) oder was das für Typen sein könnten, die fast ihre gesamte Zeit am Computer verbringen, dort nach Gleichgesinnten suchen und sich möglicherweise von irgendwelchen (Verschwörungs-)Theorien einfangen lassen und sie dann weiterverbreiten, der erhält hier einige interessante Einblicke.