Die deutsche Ausgabe von Faebound gehört definitiv zu den schönsten Büchern, die ich besitze. Der Wow-Effekt, den der Einband bei mir auslöst, lässt sich jedoch leider nicht auf den Inhalt übertragen. Positiv hervorzuheben ist die diverse Repräsentation und die Normalisierung nicht-binärer Charaktere. Dennoch frage ich mich, ob die Entscheidung, die Pronomen einfach nicht zu übersetzen, die beste Lösung ist. Vielleicht wäre ein Disclaimer sinnvoll gewesen, der erklärt, dass es im Deutschen kein direktes Äquivalent gibt und daher die Pronomen unverändert bleiben. Ich möchte nicht sagen, dass diese Lösung völlig ungeeignet ist, aber zu Beginn des Buches ist es schon ein wenig verwirrend, über die englischen Pronomen zu stolpern. Zu Beginn des Buches fallen mir auch Details auf, die mir gefallen haben – zum Beispiel, dass die weibliche Elfe Lettle sich einen Bart aufgemalt hat. In diesem Buch gibt es also keine konforme Geschlechteridentität, was ich als sehr erfrischend empfinde. Die Protagonistin, Yeeran, ist eine starke, lesbische Kommandantin, die nach einem Fehltritt vom Volk des Abnehmenden Mondes verbannt wird. Ihre Schwester Lettle und ein treuer Gefährte Yeeran’s, Rayan, folgen ihr. Die Gruppe trifft auf die Fae, von denen sie dachten, sie seien nur noch eine Legende, und wird verhaftet. Bis zu diesem Punkt war ich wirklich begeistert – doch dann wurde ich leider vom weiteren Verlauf des Buches enttäuscht. Viele der Handlungsstränge sind während des gesamten Buches so vorhersehbar, dass es mich wirklich frustriert hat. An dieser Stelle würde ich vermuten, dass das Buch für ein Young-Adult-Publikum gedacht ist. Allerdings gibt es auch eher explizite Sexszenen für ein YA-Buch, was meiner Meinung nach eine andere Zielgruppe ansprechen könnte. Das Charakter-Development ist meiner Ansicht nach ebenfalls zu oberflächlich. Die Beziehungen entwickeln sich viel zu schnell, oft von Hass zu Liebe innerhalb von Momenten, ohne die dahinterstehenden Veränderungen richtig zu beleuchten. Plötzlich sind alle Konflikte vergessen, und die Charaktere handeln auf eine Weise, die für mich nicht wirklich nachzuvollziehen ist. Besonders die beiden Paarungen, die im Buch verfolgt werden, wirken nicht gut aufgebaut und erscheinen mir wenig glaubwürdig. Insgesamt hatte das Buch unglaublich viel Potenzial, und ich finde es wirklich schade, dass es trotz der grossartigen Repräsentation für mich persönlich nicht ausreichen wird, die weiteren Bände zu lesen.