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Wer eine Geschichte über Familie, Traumata und Identität sucht, sollte Olga Grjasnowas Roman “Juli, August, September” lesen. Protagonistin Lou will nach der Fehlgeburt ein Buch schreiben statt weiterhin als Galeristin arbeiten. Ihr Ehemann Sergej ist als Konzertpianist oft auf Tournee oder am Üben. Über die Fehlgeburt wird nicht gesprochen. Tochter Rosa kennt ihre jüdischen Wurzeln nicht und bringt Lou ins Straucheln über die eigene Identität. Am 90. Geburtstag von Tante Maya lernte Lou ihre Familie aus Israel und Geschichten aus der Vergangenheit besser kennen. Lou reist im Anschluss an die Feier nach Israel und geht auf die Suche der eigenen - von der Tante scheinbar - manipulierten Familiengeschichte. Zeitgleich fällt Sergej in eine Lebenskrise. Schnell wird klar: Im Roman passiert viel, doch es scheint, als ob nichts so richtig zusammenpassen will… Am Ende müssen sich Leser:innen mit einigen Leerstellen und Fragen zufrieden geben.

“Mitternachtsschwimmer” ist ein tiefgründiger Roman, welcher mich rasch in seinen Sog zog. Die Geschichte startet langsam, die Corona-Pandemie steht vor der Türe, eine Familie steht vor dem Bruch - der scheinbar einzige Ausweg: Evan fährt ans Meer. Dort findet er sich wieder, lernt seinen Sohn Luca aufs Neue kennen und die “urchige” Vermieterin Grace öffnet sich langsam. Die Geschichte nimmt rasch an Fahrt auf, die Charaktere sind vielschichtig und lebendig beschrieben, die Natur wird durch die detaillierte Beschreibung fast erfahrbar. Am Ende fühlt man mit den einzelnen Protagonist:innen mit und wünscht sich eine Fortsetzung. Diesen Roman empfehle ich allen, die Geschichten mögen, die langsam starten, sich aufbauen und mit einem schönen Ende enden.

In diesem Buch geht es um drei Tech-Gigant:innen, die sich des Golden Tickets in der Katastrophe sicher waren und die Pläne von Martha, die Welt zu einer besseren zu machen sowie Zhen, die plötzlich mitten drin steht. Obwohl ich zuerst sehr kritisch war und fand, dass Aldermann ein bisschen viel reingepackt hat (Klima, Gender, Diversity, Social Media etc.), packte mich die Geschichte. Diverse Plot Twists haben immer wieder neugierig gemacht und die Lektüre m.E spannend gemacht. Zudem ist die Übersetzung von Aldermann Roman gut und einfach zu lesen. Aldermann nutze dies Seiten, um aufzuzeigen, was alles scheinbar möglich sein könnte. Alles in allem ist es wieder ein Buch, für welches Geduld aufgebracht werden muss, aber m.E. lohnt es sich - auch, wenn man mit gemischten Gefühlen zurückbleibt.

Das Buch “8 Rules of Love” regt zum Nachdenken über die eigene Person, Liebesbeziehungen und Trennungen an. Der Autor gibt den Lesenden viele Best Practise- und Reflexionsbeispiele mit auf den Weg, wird aber für mich persönlich zu schnell spirituell und abstrakt. Nichtsdestotrotz eine abwechslungsreiche Lektüre.

Bei diesem Buch empfehle ich durchzuhalten, denn die Geschichte wird immer besser! Zwei Freundinnen auf einem aussergewöhnlichen Schiff mit seltsamen Persönlichkeiten, die in einer eigenen Welt leben. Verschiedenen Textsorten treffen aufeinander, die Geschichte ist wirr, es wird geliebt, getrunken und gezaubert. Es geht um ewiges Leben, Liebe und irgendwie auch um den freien Willen. Es hat viel Spielraum für Fantasie und lohnt sich bis zu Ende zu lesen, auch wenn Fantasy nicht so dein Ding ist.

Every ist ein Monopol. Mae sitzt an dessen Spitze. Delaney verabscheut Every und alles, was mit Every zu tun hat. Sie hat einen Plan: Every von innen zu zerschlagen. Delaney nimmt uns mit auf eine Reise durch Every, die zahlreichen wahnsinnigen Idden und gibt uns Einblicke in das Geschäft und Menschen dahinter. Mit einem unerwarteten Ende ist zu rechnen. Dave Eggers gelingt es auch in “The Every” ein beängstigendes Zukunftsbild zu zeichnen und zahlreiche Verbindungen zum Heute zu machen. Doch im Gegensatz zu “The Circle” drehen wir uns auf 592 Seiten doch immer wieder im Kreis, kommen nicht vom Fleck und werden von der einen oder anderen Wendung positiv wie negativ überrascht. Wer auf der Suche nach einem dystopischen Roman mit Technologie, Digitalisierung und “Big Brother ist watching you” sowie einem Hauch von Thriller ist, dem empfehle ich diesen Roman.

Ich bin auch nach ihren dritten Buch kein bekennender Rooney-Fan, doch diese Geschichte gefiel mir am besten. Sie beschreibt Menschen, wie du und ich, mit ihren Hoch und Tiefs, mit banalem und tiefgründigem Austausch, sie beschreibt Liebe, Freundschaft und die dazugehörigen Missverständnisse und Erwartungen. Das hat mir gefallen. Ich tat mich jedoch schwer damit, dass einige Szenen endlos lange beschrieben, während andere nur kurz angesprochen wurden, dass die Protagonistinnen “kalt” eher rüber kamen und ihr Glück scheinbar ausschliesslich von anderen abhing. Es ist eine Geschichte, die zeigt, wie komplex menschliche Beziehungen in einer ebenso komplexen Welt sind und sein können. Irgendwo fühlt sich wohl jede*r Lesende mal angesprochen.

Die “Hexe von Portobello” von Paulo Coelho ist eine schöne Geschichte über eine Frau, die durchs Tanzen übernatürliche Kräfte in sich findet. Um diesen Kräften auf den Grund zu gehen und das Potenzial vollständig auszuschöpfen, geht sie ihrer Geschichte als Adoptivkind nach. Der Roman ist spannend aufgebaut: Die Leser:innen ahnen bereits am Anfang, dass der Protagonistin etwas zu gestossen ist und möglicherweise sogar tot ist. Anhand von individuellen Geschichte von Menschen in ihrem Umfeld erfahren die Leser:innen mehr über die Protagonisten und wie sie zur Hexe von Portobello wurde. Ich empfehle den Roman, wenn eine einfache Lektüre gesucht ist, die an einigen Stellen zum Nachdenken anregen darf.