Die Geschichte spielt sich im Jahr 1789 in Hallowell, im US-Bundesstaat Main, ab. Es ist Winter, eiskalt, eine Leiche schwimmt durch den Fluss Kennebec River hinunter, der immer mehr zufriert und mit ihr der Tote. Gleichzeitig wird Martha Ballard, eine Hebamme und die Protagonistin in diesem Roman, zu einer Geburt gerufen. Martha zeigt sich als eine starke, emanzipierte Persönlichkeit, welche als Hebamme einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft geniesst. So teilt sie dem Kindsvater nach der Geburt klar und deutlich mit, dass er Widerwillens Vater eines Mädchens, bereits zum dritten Mal, geworden ist. Damit beginnt der Roman, welcher geprägt ist durch die Einträge in das Tagebuch von Martha, mit einer sanften Spannung, die sich aber leider nicht ganz durchzuziehen vermag. Denn immer mehr Personen treten in Erscheinung, die man als Leserin oder Leser nicht einfach zuordnen kann. Als Ephraim, Marthas Mann, für einige Wochen ihr gemeinsames Zuhause wegen einem Arbeitsauftrag verlässt, scheint es zunächst unklar zu sein, ob er wieder zu ihr zurückkehren wird. Im Verlauf der Geschichte wird die Beziehung zwischen Martha und Ephraim von Beginn an durchleuchtet. Ihre für damals zärtliche und einfühlsame Beziehung scheint sehr stark zu sein. Als ob das Schicksal, der Verlust von drei von insgesamt neun Kinder des Paares, sie noch viel näher zusammengeschweisst hat. Dann findet kurz vor Weihnachten ein Gerichtstermin statt. Martha darf dort nur als Zeugin auftreten, wie üblich zu dieser Zeit, wenn ihr Ehemann anwesend ist. Das sind die Vorgaben zur damaligen Zeit des Gerichts, welche den Frauen weniger Rechte einräumt und vor allem hat eine Frau weniger Wert als ein Mann. Tatsächlich schafft es Martha’s Mann rechtzeitig bei Gericht zu erscheinen. In der Anhörung geht es um einen Vergewaltigungsvorwurf seitens der Frau des Pastors, Rebecca Foster, gegen den selbst ernannten Richter North und gegen den im Ausgang der Geschichte gefundenen Leiche im Fluss, Joshua Burgees. Die Entscheidung des Gerichts wird vertagt. Gleichzeitig steht offen, ob Joshua Burgees durch einen selbstverschuldeten Unfall starb oder ob ein Mord begangen wurde. Bevor diese Fragen geklärt werden können, fliessen noch unzählige weitere Geschichten in die Erzählung hinein. So dass die aufgekommene Spannung rund um den Gerichtsfall leider wieder verloren geht. Nach einer weiteren Anhörung verschwindet North spurlos. Gegen ihn läuft eine Anzeige wegen «versuchter Vergewaltigung» an Rebecca Foster. Die drei Richter konnten sich leider nicht auf eine Anklage einigen, die eine vollendete Vergewaltigung betraf. Auch wer der Mörder von Burgees war, bleibt nach wie vor offen. Einige Tage nach diesem Gerichtstermin wird Marthas ältester Sohn Cyrus wegen Verdacht auf Mord im Fall Burgees verhaftet. Doch die vielen Nebengeschichten aus Marthas Leben nehmen für mich leider sehr viel Spannung raus. Es ist zwar interessant zu lesen, wie man damals lebte oder wie geboren und gestorben wurde. Aber für mich persönlich war das zu ausführlich beschrieben und bekam viel zu viel Raum. Es entzieht der Hauptgeschichte das Knistern und die Spannung. Da hat auch der kalte, eiserne Winter kaum Einfluss mehr. Deshalb gebe ich da einen Punkt Abzug. Bei der nächsten Gerichtsverhandlung, es handelt sich immer noch um den ungelösten Todesfall von Burgees und um die Anklage gegen North um die «versuchte Vergewaltigung», taucht North mit seinem Anwalt wieder auf. Leider erschien das Vergewaltigungsopfer, Rebecca Foster, nicht vor Gericht, um ihre Sichtweise schildern zu können. Wie es zu dieser Zeit wohl üblich war, hatte eine weibliche Anklage kaum Gehör in einem männlich geprägten Richtergrenium. Besonders, wenn das Opfer nicht zur Anhörung erschien. Deshalb wird North von der Anklage freigesprochen. Aber auch Martha’s ältester Sohn wird vom Verdacht des Mordes an Burgees entlastet und freigesprochen. Viele kleine Nuancen, welche in der Geschichte von Martha auftauchen, hinterlassen ihre Spuren. So zum Beispiel die Silberfüchsin, welche Martha von Beginn weg auf ihrem Landgut immer wieder wie spirituell ihren Weg streift. Diese Momente verleihen dem Buch eine leichte Würze. Zum Ende der Geschichte wird es endlich wieder spannender in Marthas Welt. Sie sucht North’s Ehefrau Lidia auf. Sie leidet unter einer stark ausgeprägten Migräne. Martha bringt ihr die Medizin, welches sie Lidia zuvor verweigert hatte. Es soll Lidia helfen, die starken Schmerz Attacken der Migräne etwas zu lindern. Dabei entdeckt Martha auf dem Schreibtisch von North wichtige Unterlagen, welche sie an sich nimmt. Darin steht fest, dass North das Pachtgut von Ephraim und Martha an sich reissen möchte. Es ist aber auch ein Indiz, dass North mit seinem Anwalt ein Monopol auf den Holzhandel in Kennebec County einnehmen will. Martha kommt der Wahrheit um den Mordfall Burgees immer näher. Immer mehr Puzzle Teile fügen sich zusammen. Als Martha von Rebeccas schwerer Geburt früh morgens todmüde nach Hause zurückkehrt, wird sie in Ephraims Mühle von North erwartet. Aus Rache will er sie vergewaltigen und er legt zeitgleich ein Geständnis ab. Stattdessen wird er von der selbstbewussten Martha mit Ephraims Klinge entmannt. Jede Einzelheit über die Mordnacht, die Martha sammeln kann, ergeben nun einen Sinn. Schliesslich findet sie die wahren Mörder von Burgees. Aber sie vereinbaren darüber ein Stillschweigen. Insgesamt war der Roman über Martha’s Geschichte interessant zu lesen. Aber zwischendurch leider auch etwas langatmig, weil die Autorin die Hebamme Martha in ihrer Geschichte immer wieder zu sehr abgeschweifen liess und sie dadurch an Spannung verlor. Dieser Roman wird allen gefallen, die gerne historische Geschichten aus der Vergangenheit lesen. Aber auch allen, die auf reale oder fiktive Geschichten von starken und emanzipierten Frauen stehen.