Die letzte Fahrt des Zaren ist ein Sachbuch von Jörg Baberowski, welches im März 2025 erschienen ist. Der deutsche Historiker und Gewaltforscher der sich auf die Geschichte der Sowjetunion und des stalinistischen Terrors spezialisiert hat, befasst sich in diesem Buch äusserst genau mit der russischen Februarrevolution. Die Erzählung beginnt zu einem Zeitpunkt als der 1. Weltkrieg bereits seit 3 Jahren tobt. Im Februar 1917 beginnen in Russlands Hauptstadt Petrograd Unzufriedene des Volkes aufgrund der Hungersnot zu protestieren. Diesen Prostesten schliessen sich immer mehr an, bis die gesamte Situation aus dem Ruder läuft. Die Regierung ist nicht mehr Herr der Lage, das Militär macht was es will und der Zar ist überall, nur nicht dort, wo er gebraucht wird. Baberowskis zeichnet mit seinen detaillierten Schilderungen der einzelnen Tage ein Bild dieser transformativen Zeit. Durch ihn bekommt man ein Gefühl dafür, wie sich die Revolution Schritt für Schritt entwickelt hat und wie scheinbar zufällige Ereignisse einander beeinflussten. Wo es anfangs noch recht deskriptiv ist, spürt man bei fortschreitendem Geschehen, immer mehr wie sich die Situation zuspitzt. Das Buch ist übersichtlich und sinnvoll gegliedert und auch die beiden Karten sind sehr hilfreich für die Orientierung während des Lesens. Ich hatte am Anfang meine Schwierigkeiten in die Erzählung hineinzufinden. Da ich nicht darauf vorbereitet war, mit so vielen Personen konfrontiert zu werden, hat es eine Weile gedauert, bis ich mir die wichtigsten Akteure merken konnte. Baberowski verschafft uns gerade zu Beginn einen sehr detaillierten Überblick darüber, wer sich wo befand und was er oder sie getan haben. Für mich war es interessant zu sehen, wie wenig die politischen Akteure am Anfang die Situation einschätzen konnten und wie schwierig es war, sich in dem vorherrschenden Chaos einen Überblick zu verschaffen. Und auch welche wichtige Rolle die Kommunikation in solchen Zeiten spielt. Am Meisten beeindruckt, hat mich allerdings die Tatsache, dass sich Unruhen und Unzufriedenheit einen Funken zünden in Form einer Revolution eine gesamte Stadt und deren Regierung niederbrennen. Ich würde dieses Buch allen Empfehlen, die sich für Geschichte und politische Entwicklungen interessieren, sich von vielen Namen nicht einschüchtern lassen und gerne ins kleinste Detail in einen Hergang eintauchen. Dabei empfehle ich ein Grundwissen zur Geschichte Russlands und den Politischen Parteien dieser Zeit, da dies das Verständnis um einiges erleichtern wird. Also vielleicht nicht gleich mit dieser Lektüre beginnen um sich ins Thema einzulesen. Da es sich mehr liest wie ein Geschichtsbuch (was es ja auch ist) und keine Erzählung zu dieser Zeit, ist es weniger leichte Lektüre für zwischendurch, aber dennoch lesenswert.