Scham von Inès Bayard erzählt unbeschönigt die Vergewaltigung von Marie und die Folgen für sie und ihr Umfeld. Beschreibt, wie sie mundtot gemacht wird, welche Ängste sie durchlebt, wieso sie sich nicht anvertraut. Schockiert las ich Seite für Seite, konnte nicht fassen, wie sie im Dramadreieck von Opfer, zu Täterin und versuchter Retterin und schliesslich endgültig zur Täterin wird. Inès Bayard lässt tief in die dunklen Abgründe der Menschen blicken, ihre Sprache ist direkt und hart. Ich kann Marie nicht verstehen aber ich bin nicht sie. Wird sie zur Täterin, weil sie sich nicht anvertraut hat? Wäre alles anders gekommen, hätte sie mit ihrem Arzt, ihrer Mutter, Schwester und oder ihrem Mann gesprochen? Viele unbeantwortete Fragen hinterlässt dieses Buch bei mir. Eines sehe ich klarer, Frauen müssen laut werden, erzählen, was ihnen widerfährt. Und alle müssen zuhören, wirklich zuhören.