Jette

  • vor 16 Tagen
  • Beitritt 10. Mai 2021
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  • 30917 Punkte
  • Immer ein Buch vor der Nase :-), am besten mit einer Tasse Tee!

  • Der Junge aus dem Meer ist kein Roman, der einen mitreisst – eher einer, der zur Beobachtung einlädt. Ich habe das Buch zu Ende gelesen, doch die Figuren blieben mir fremd. Als Leserin fühlte ich mich wie ein stilles Mitglied der Dorfgemeinschaft: nah dran, aber nicht beteiligt.

    Spannung entsteht kurz durch die Frage nach Brendans Herkunft, doch sie verläuft im Sand. Viele Episoden werden angerissen, aber nicht weitergeführt. Der Roman bleibt skizzenhaft, Brendans Suche nach Zugehörigkeit wird nur angedeutet.

    Die Sprache hat mir dennoch gefallen. Manche Szenen sind so eindrücklich beschrieben, dass sie wie Filmszenen wirken. Auch die Atmosphäre der Küste, das raue Leben dort, wird stark eingefangen. Dennoch: Die emotionale Zurückhaltung zieht sich bis zum Schluss durch.

    Der Titel des Buchs hat meine Erwartung stark auf Brendan gelenkt – dabei ist es eigentlich die Geschichte einer Familie oder eines ganzen Dorfes.

    Fazit: Ein sprachlich starkes Buch mit ruhigem Ton und atmosphärischer Tiefe – aber ohne emotionale Nähe. Für Leser:innen, die das Leise und Andeutende schätzen.

    • Bearbeitet

    Der dritte Teil ist mir nicht leicht gefallen. Noch immer sind mir die Figuren nicht wirklich nahe gekommen. Vielleicht liegt es daran, dass ich als Leserin wie ein Teil der Dorfgemeinschaft geworden bin – ich beobachte, urteile, höre zu, aber bleibe auf Distanz. Fast wie bei einem Theaterstück, in dem man das Geschehen interessiert verfolgt, aber nicht selbst eingreift.

    Gleichzeitig gibt es Passagen, die sprachlich so eindrücklich sind, dass sie sich mir wie Filmszenen einprägen. Die Sprache gefällt mir sehr – sie ist ruhig, klar und oft bildhaft.

    Insgesamt ist es für mich ein Buch über das Leben selbst, mit all seinen Brüchen, Fragen, kleinen Hoffnungen und grossen Enttäuschungen. Ein zentrales Thema ist für mich die Einsamkeit – und das Zurückgeworfensein auf sich selbst. Brendan, Declan, Ambrose, Christine – sie alle müssen sich mit sich selbst auseinandersetzen. Hilfe gibt es zwar hier und da, aber letztlich trifft jede und jeder allein die eigenen Entscheidungen.

    Brendans Entwicklung bleibt für mich ein einsamer Weg. Ein Junge, der nach Herkunft, Zugehörigkeit und Nähe sucht – der ausprobiert, sich reibt, sich zurückzieht und weitergeht. Und doch wirkt er am Ende seltsam allein. Vielleicht, weil seine Geschichte nie wirklich „gehört“ wird, auch nicht von der Gemeinschaft.

    Meine Frage an den Autor wäre: Gab es alternative Titel für dieses Buch? „Der Junge aus dem Meer“ legt den Fokus sehr stark auf Brendan – und als Leserin bin ich dadurch vielleicht von Anfang an auf ihn konzentriert. Dabei ist es doch eigentlich eine Geschichte über eine ganze Familie – oder gar ein Dorf.

  • busle7 Normalerweise hätten gestern eigentlich Fragen von Seiten der Moderation kommen sollen, so war es bei den letzten Leserunden. Jetzt haben einige von uns einfach so ihre Rückmeldungen gegeben…, die Fragen zur ersten Runde können z.B. auch jetzt noch eine Orientierung geben…

    • Mir geht es ähnlich. Ich habe mich auf den zweiten Teil gefreut, doch die Figuren bleiben für mich irgendwie distanziert. Ich bin in einer beobachtenden Rolle, ähnlich wie die Dorfgemeinschaft. Die Geschichte plätschert so dahin, die Beziehung zwischen den “Brüdern” bleibt ungeklärt, Hinweise zur Herkunft von Brendan werden nicht ersichtlich. Viele Episoden werden angerissen, aber enden wie lose Fäden, z.B. die Segnungen. Die ganze Zeit denke ich, da kommt noch was, doch verschiedene Begebenheiten ereignen sich und die Hauptakteure bleiben mir fremd.

      Die Sprache gefällt mir weiterhin, doch wenn ich hier nicht in unserer Leserunde wäre, würde ich wahrscheinlich das Buch zur Seite legen…

      • Letzte Woche war ich krank, das hatte immerhin den kleinen Vorteil, dass ich genug Ruhe hatte, um die ersten 138 Seiten in einem Rutsch zu lesen. Und ich muss sagen: Obwohl mich das Buch nicht sofort gepackt hat, bin ich drangeblieben und bin nun wirklich gespannt, wie es weitergeht.

        Die Landschaft hat mich fasziniert – dieses Raue, Offene, Unbarmherzige, das sich über das Meer, das Moor und das ganze Dorf legt. Ich war zwar noch nie in Irland, aber die Landschaft hat es mir angetan und erinnert mich an Schottland oder auch Ostfriesland. Es wirkt wie ein Ort, der vieles verschluckt, Emotionen, Wahrheiten, ganze Schicksale. Dass das Cover diese Stimmung so schön aufgreift, ist mir auch aufgefallen.

        Ambrose hat für mich etwas Bodenständiges. Er redet nicht viel, aber er handelt, nicht immer klug, aber oft aus dem Bauch heraus. Er wirkt manchmal fast ein bisschen kindlich in seiner Art, Dinge einfach so hinzunehmen, wie sie sind, besonders, was die “Brudersache” zwischen Declan und Brendan betrifft. Christine hingegen bleibt für mich noch etwas rätselhaft. Einerseits scheint sie das Herz der Familie zu sein, liebevoll, umsichtig und dann ist da dieses Gefühl, dass sie mehr weiss, als sie sagt. Ich denke, dass sie innerlich sehr genau kalkuliert, ihre Entscheidungen, ihre Loyalitäten. Warum sie ihre Schwester und ihren Vater immer wieder unterstützt, obwohl es offensichtlich Kraft kostet und sie finanziell (über-)fordert, das wirft Fragen auf.

        Brendan – ein Geschenk aus dem Meer? Die Szene mit dem blauen Fass irritiert mich. Es wird immer mal wieder aufgenommen, etwa bei den Fischfabriken, dass ich glaube, das ist mehr als nur ein Detail. Ich vermute, dass Brendan nicht einfach „aus dem Meer kam“, sondern Teil eines verdrängten oder verschwiegenen Familiengeheimnisses ist. Vielleicht sind Ambrose oder Phyllis involviert? Es bleibt spannend…

        Mir gefällt der Stil von Garrett Carr sehr, gerade wenn er leise ist und die Spannung oft eher im Verborgenen liegt. Ich mag diese unterschwellige Dramatik, die sich nicht in spektakulären Wendungen zeigt, sondern in kleinen Beobachtungen, Andeutungen, Zwischentönen. Der Erzählton hat etwas Besonderes, fast so, als würde man mit am Küchentisch sitzen und den Geschichten der Dorfbewohner lauschen. Diese kollektive Stimme - "wir denken“, "wir sagen“ – berührt mich und macht das Ganze irgendwie sehr authentisch.

        Mein Fazit bis hierher: Ein ruhiges Buch, das sich Zeit nimmt, aber genau das passt irgendwie auch zur Landschaft und zu den Menschen, die darin leben. Ich bin neugierig, wohin sich die Geschichte entwickelt, und freue mich aufs Weiterlesen.

      • Fanny

        Joël Dicker, Ein ungezähmtes Tier

        Vielleicht habe ich ja Glück! 🍀🐞

      • Juhuu, das Buch ist angekommen! Freue mich auf die Lektüre 😍

        Herzlichen Dank! Ich freue mich auf den Austausch und bin gespannt…

      • Ich melde mich etwas verspätet, da ich ein paar Tage in den Ferien war.
        Den dritten Teil des Buches habe ich so runtergelesen. Auch wenn die Handlung insgesamt ziemlich chaotisch und stellenweise verwirrend ist, habe ich die Charaktere doch irgendwie ins Herz geschlossen.

        Das Buch ist eine Krimikomödie, die sich leicht und flüssig lesen lässt. Obwohl die Geschichte bisweilen ziemlich konstruiert ist und nicht immer glaubwürdig wirkt, fand ich sie doch unterhaltsam. Besonders gespannt bin ich darauf, wie sich Tommi und Svetlana weiterentwickeln werden. Deshalb werde ich sicher auch in einen zweiten Band reinschauen. Eine Verfilmung kann ich mir gut vorstellen.👍🏼

        Vielen Dank für den Austausch! Das hat mir Spass gemacht, die verschiedenen Rückmeldungen und Einschätzungen zu lesen.🧡

        Ich muss gestehen, dass mich das Buch bis jetzt nicht wirklich überzeugt. Die Geschichte plätschert für meinen Geschmack etwas zu sehr dahin, ohne mich richtig zu fesseln. Besonders die Beziehung zwischen Svetlana und Tommi wirkt auf mich zunehmend unglaubwürdig und nicht ganz stimmig. Auch mit der Figur Tommi selbst tue ich mich schwer – ich kann ihn einfach nicht ernst nehmen.

        Als Krimikomödie im TV könnten die Geschichte und ihre Charaktere sicherlich ihren Charme entfalten, aber beim Lesen empfand ich es als zu konstruiert und zu sehr auf Pointen ausgerichtet. Dadurch geht für mich die Spannung verloren, und insgesamt ist es mir zu vorhersehbar.

        Vielleicht bringt der Countdown im dritten Teil ja doch noch eine Wendung – ich bin gespannt! 🕵

        Der erste Teil ist geschafft. Die ersten 100 Seiten empfand ich als etwas langatmig, aber dennoch leicht zu lesen. Die Sprache ist einfach, anschaulich und bildreich. Das Ganze wirkt auf mich wie ein Drehbuch für eine Krimikomödie: sympathische, plakative und teils etwas stereotype Figuren, die aber noch Potenzial zur Weiterentwicklung haben. Besonders die Figur der Svetlana scheint geradezu für eine Verfilmung geschaffen zu sein.

        Tommi hingegen nervt mich ein wenig – er zeigt bislang kaum Entwicklung, aber vielleicht kommt das noch. Seine begriffsstutzige Art wirkt auf mich wenig glaubhaft. Was gibt es beispielsweise an “erste Hinweise auf K” (S. 124) nicht zu verstehen? Jetzt nimmt die Geschichte Fahrt auf, und ich bin gespannt, wie es weitergehen wird. Vielleicht verändert sich mein Eindruck von Tommi noch…

        Lieblingssprichwort: Papperlapappe 😍

        Herzliche Grüsse
        Jette

      • Herzlichen Dank, das Buch habe ich bekommen! Ich freue mich auf einen gemütlichen Lesesonntag und den Austausch ab Freitag!🤩

      • Ich freue mich!! Herzlichen Dank!!

      • Eine schillernde Familien- und Liebesgeschichte! Orietta entstammt einer Glasbläserfamilie auf der Insel Murano. Sie stellt die damaligen Rollenbilder in Frage und geht ihren eigenen Weg. Ende des 19. Jahrhunderts in Italien nicht so einfach als Zwanzigjährige.

        Der Roman ist einfach zu lesen und überzeugt mit vielen Details und Beschreibungen. Manchmal war es wie in einem Film. Die Geschichte würde einen guten Filmstoff abgeben. Bisweilen waren mir jedoch einzelne Szenen zu ausführlich und etwas langatmig ausgeführt, daher nur 3 Herzen in meiner Bewertung. Eine Fortsetzung würde ich trotzdem lesen.

      • Das ist wirklich eine sehr dynamische Geschichte mit vielen Verwicklungen in einer sehr interessanten Gegend. Die Entwicklung von Orietta ist gut nachvollziehbar und auf dem Hintergrund der damaligen Rollenbilder überraschend. Orietta hat ihren ganz eigenen Willen.

        Eine Fortsetzung würde ich auch lesen, um zu erfahren, welche Wege Orietta noch gehen wird.

        Herzlichen Dank für den Austausch hier, ich schätze das sehr! 💜

      • Die Geschichte ist weiterhin gut zu lesen und nimmt ¨überraschende Wendungen. Wie es aussieht, verändert sich Orietta im Laufe der Ereignisse und beginnt, Sibilla kritisch zu sehen bzw. ihre Motive zu hinterfragen. Sie will es nicht wahrhaben, aber sie ist bereit, auch “unangenehme Entscheidungen zu treffen”. Wie diese aussehen könnten…, ich bin gespannt.

      • Die Geschichte ist weiterhin leicht zu lesen. Im zweiten Teil passiert eine ganze Menge und Orietta ist ziemlich gefordert in den verschiedenen Kontexten. Sie laviert hin und her und versucht, ihre eigene Rolle zu finden. Gut gefällt mir die Szene, als sie probiert, Glas zu blasen. Sie traut sich viel zu und merkt auch, was bspw. nicht funktioniert.
        Manchmal könnte sich die Schriftstellerin etwas kürzer fassen, viele Szenen sind sehr detailreich und ausschweifend.

      • Das hört sich gut an, das Buch würde ich sehr gerne lesen 😍!

      • Den ersten Teil habe ich nun geschafft. Am Anfang hatte ich etwas Mühe mit dem Schreibstil von Jessica Amankona. Die Beschreibungen sind sehr detailreich und ausführlich, bisweilen auch umständlich. Da wünschte ich mir, sie würde sich kürzer fassen und die Geschichte schneller auf den Punkt bringen.
        Das Thema der Rolle der Frau Ende 19. Jahrhunderts in Italien ist interessant und wird an der Figur Orietta Volpato anschaulich erzählt. Es wird deutlich, in welchen Zwängen Frauen damals gelebt haben. Auf Seite 34 steht: Der gesellschaftlich Tod. Er war das wahre Korsett, das alle einschnürte.
        Sibilla Veridiani trägt natürlich kein Korsett (S.146). Ich bin gespannt, wie sich Orietta ihres Korsetts entledigen wird…, bildlich gesprochen. Und wer verbirgt sich hinter Salem?