German girl living the life in Switzerland. :)
Machmissbrauch, ein toxisches Arbeitsumfeld und verkappte Familienverhältnisse: Dieser Roman greift viele aktuelle Themen auf und wirft einen kritischen Blick auf das Schicksal eines Teenie-Stars, der in Hollywood und somit weit entfernt von der Familie aufwächst. Schon jung wird Protagonistin Grace von ihrem Mentor sowohl körperlich als auch psychisch missbraucht. Nachdem sie kurz vor dem Golden Globe verschwindet, kommt sie ein Jahr später zurück und will sich rächen. Obwohl Ella Berman einige komplexe Sachverhalte sehr eindrücklich darstellt, fehlt dem Ende leider jegliche Spannung und Glaubwürdigkeit. Als Leser:in wartet man auf den angekündigten Befreiungsschlag und hofft, dass sich die weiblichen Charaktere ganz im Sinne des Female Empowerment zusammentun und eventuell eine Bewegung ähnlich der #metoo anstossen. Doch das Ende kommt sehr banal und einfach erzählt und lässt einen unzufrieden und auch ein wenig bedrückt zurück. Ein Buch mit viel Potential, das leider nicht ausgeschöpft wurde. Schade.
In “Die Erinnerungsfotografen” erlebt man auf wenigen Seiten eine schnörkellose und einfach erzählte Geschichte, die einen doch sehr berührt. Im Buch werden geschickt verschiedene Schicksale und Erinnerungen miteinander verknüpft, die sich am Ende zusammenführen. Auch wenn es kein klassisches Happy End gibt bleibt man mit dem Gefühl zurück, die kleinen Dinge des Lebens wieder in neuem Licht zu sehen und mit offeneren Augen durch die Welt zu gehen.
Dass es bei Colleen Hoover heiss hergeht und mindestens immer drei triggernde Themen in ihren Büchern vorkommen, ist mittlerweile klar. Doch im Roman “Too late” übertrifft sich ein traumatisierendes Ereignis nach dem anderen. (Fast) jede Figur hat eine schreckliche Vergangenheit hinter sich oder durchlebt diese immer noch und weiter. Während der Einstieg in die Geschichte recht gelungen ist, wird es spätestens nach der Hälfte schwierig, nicht an die Glaubhaftigkeit der Charaktere zu zweifeln. Nach zwei (oder drei?) vermeintlichen spannungsvollen Höhepunkten endet das Buch - wie auch sonst - mit einem unglaublich merkwürdigen Happyend. Baby eingeschlossen. Fazit: Nicht empfehlenswert.
Man kennt Märchenadaptionen mittlerweile nicht nur aus der Sicht der klassischen Protagonist:innen bzw. Held:innen, sondern auch aus der Perspektive der vermeintlichen Bösewichte. Ich «Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald» erhält ein Nebencharakter seine Stimme und enthüllt Peters Nimmerland und die Wahrheit hinter seiner Aufgabe. Die 18.jährige Wending Darling arbeitet ehrenamtlich im Krankenhaus und lebt mit ihren Eltern in der Nähe eines grossen Waldes. Vor fünf Jahren ist sie darin mit ihren beiden jüngeren Brüdern verschwunden. Nach monatelanger Abwesenheit ist aber nur sie wieder zurückgekehrt - von ihren Brüdern fehlt weiterhin jede Spur. Da sich Wendy an nichts aus der Zeit erinnern kann, leben sie und ihre Eltern mit dem Verlust und Ängsten. Als wieder Kinder verschwinden, findet Wendy einen Jungen auf der Strasse liegen. Einer der ihr sehr bekannt vorkommt: denn es ist Peter Pan, die Figur aus den Geschichten, der auf der Suche nach seinem Schatten ist. Während sich ihr Verstand gegen die Tatsache stemmt, dass eine Sagengestalt vor ihr steht regen sich Erinnerungen in ihr. Erinnerungen an die Zeit im Wald oder besser gesagt in Nimmerland - gemeinsam mit Peter und ihren Brüdern. Doch wie hängen diese Ereignisse zusammen? Und kann sie ihre Brüder wieder finden? Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Wendys Geschwistern und Peters Schatten. Während sie sich dabei langsam ineinander verlieben, steuern sie auf eine Wahrheit zu, die ein neues Licht auf Nimmerland wirft. Zu Beginn hatte ich etwas Mühe, den Einstieg zu finden. Sobald Peter seinen Auftritt hat, nimmt die Geschichte dann aber direkt an Fahrt auf. Der Roman lässt sich flüssig lesen und ist in gut portionierte Kapitel aufgeteilt. Das Cover und die verspielten Überschriften passen ganz zum Märchenthema. Das Ende ist überraschend düster und hat mich sehr berührt. Einziger Schwachpunkt für mich war, dass ich gerne mehr von Jordan (Wendys bester Freundin) gelesen hätte und mir die Auflösung hinter dem Verschwinden der Brüder sowie der Abschied zwischen Peter und Wendy etwas abgefertigt vorkam. Ich würde «Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald» von Aiden Thomas sowohl Jugendlichen aber auch Erwachsenen empfehlen, die gerne einen Fantasyroman mit leichten Thrillermomenten und ein wenig Romance lesen möchten.
Ach liebes “Golden Seoul Days”: Ich hatte so viel Hoffnung auf Dich! In Band 2 des Seoul-Duetts von Kara Atkin treffen die Protagonisten Jade und Hyun-Joon nach 3 Jahren wieder aufeinander. Auch hier erwartet einen wieder die typische Playlist mit Songs passend zum Buch sowie der angenehme und flüssige Schreibstil. Doch nun zum Inhalt: Nach dem offenen Ende aus Band 1 wartete man als Leser:in gespannt, wie sich die begabte Malerin entschied: Für eine Karriere in Singapur oder für ein Leben in Seoul an der Seite ihrer Liebe? Schnell wird die Frage beantwortet. Und genauso schnell schreitet die Geschichte weiter um dabei unzählige weitere Aspekte und Themen anzuschneiden. Obwohl sich die Wege und Jade und Hyun-Joon getrennt haben finden sie nach der jahrelangen Pause relativ schnell wieder zusammen. Verbindendes Glied ist dabei Hyun-Joons Schwester, die eine Karriere als Ballerina anstrebt und Hilfe bei Jade sucht, die sie als Einzige verstehen kann. Über all dem schweben immer noch die Väter der Beiden, die durch Suizid und Sterbehilfe gestorben sind. Zusätzlich noch hatte Hyun-Joon eine schwere Zeit beim Militär. Jade dagegen ist in der Zwischenzeit zur Therapie gegangen und deshalb nun selbst eine kleine Hobby-Psychologin. Leider klappt es dafür nicht mehr mit der Kunst. Für ein Buch also sehr viele Themen (wobei hier nicht einmal alle aufgeführt sind). Weniger “zusammengewürfelt” hätte sich das Buch gelesen, wenn die typischen Charaktere und Züge von Seoul aus Band 1 auch hier wieder aufgetaucht wären. Aber weder Jades Freundesgruppe, die sie in “Blue Seoul Nights” so freundschaftlich aufgenommen haben, noch ihr bester Kumpel Chris tauchen wirklich auf. Dabei haben gerade diese Charaktere das Buch mitgetragen und für lustige Momente gesorgt. Und auch die schönen Schauplätze und Kunstorte kommen im zweiten Band leider viel zu kurz. Daher ist man am Ende des Duetts zwar glücklich, dass Jade und Hyun-Joon ein gemeinsames Leben als verheiratetes Paar mit Nachwuchs auf dem Weg (?) geniessen können, aber ist gleichzeitig auch überrumpelt, wie unglaublich schnell sich alle Sorgen und Probleme gelöst haben. Für “Golden Seoul Days” hätte ich mir etwas mehr Realität, ein paar lustige Sprüche ihrer Freunde, Einblicke in Seoul und weniger Tragik gewünscht.
Wir alle kennen die Geschichte um den Raub der Helena und den Trojanischen Krieg mit den beiden Gegenspielern Achilles und Hector. Nicht zuletzt dank der Verfilmung dieser Geschichte mit bekannten Hollywood-Grössen wir Brad Pitt, Diane Kruger, Eric Bana und Orlando Bloom. Doch im Roman “Das Lied des Achill” werden die Geschehnisse aus einer bisher unbekannten Perspektive erzählt. Zu Wort kommt Patroklos, der Freund des Achilles, der bereits als junger Knabe mit der wunderschönen Helena in Berührung kommt. Während der Erzählung wird deutlich, welche Schicksale und Persönlichkeiten hinter den grossen Namen und Helden steckten und dass auch diese mit ganz menschlichen Problem zu kämpfen hatten. Getragen wird das Buch dabei von der Beziehung zwischen Achilles und Patroklos, die nicht nur enge Freunde, sondern auch Geliebte werden. Auch andere bekannte Helden tauchen in der Geschichte auf und so verwebt die Autorin viele Geschehnisse der griechischen Mythologie in ihr Buch hinein. Besonders schön ist dabei die Entwicklung der beiden Hauptprotagonisten zu sehen, die gemeinsam aufwachsen und auch die Zeit bei Zentaur Cheiron in Ausbildung zusammen verbringen. Leider wird die Geschichte beim Trojanischen Krieg dann etwas langatmig und streckt sich gegen Ende hin. Auch die Blindheit von Patrokolos gegenüber Achilles Taten bleibt ein wenig unglaubwürdig. Trotzdem erleichtert einen das Ende und lässt einem mit einem melancholischen Lächeln zurück. Lesenswert für alle, die sich für die griechische Mythologie interessieren.
Der Zufall führt die beiden jungen Männer Lew und Kolja 1942 im belagerten Leningrad während des eiskalten Winters zusammen. Durch den Verstoss gegen die Ausgangsperre wird Lew ins Gefängnis gebracht und trifft dort auf den wenige Jahre älteren Kolja. Da beide ihren Strafen entgehen möchten, nehmen sie den Auftrag des Geheimdienstchefs an und sollen innerhalb von 6 Tagen 12 Eier für die Hochzeitstorte dessen Tochter auftreiben. Durch das schier unmögliche Unterfangen entsteht eine enge und humorvolle Freundschaft, die den widrigen Umständen und brutalen Geschehnissen trotz. Das Ende lässt mich jeder Mal mit einem Seufzer zurück.
Der siebenjährige Christopher verschwindet 6 Tage lang in einem Wald - und kann sich danach an nichts mehr aus dieser Woche erinnern. Stattdessen hat er auf einmal unglaublich gute Schulnoten und einen unsichtbaren Freund. Der für seinen Roman “Vielleicht lieber morgen” bekannte Autor Stephen Chbosky liefert mit “Der unsichtbare Mann” eine spannungsvolle Geschichte, die dem Vergleich mit Stephen King standhält. Vor allem zur (Vor-) Weihnachtszeit verleiht das Buch eine Extraportion Grusel - da sich die Geschichte genau dann abspielt. Geschickt verknüpft Chbosky Vergangenheit und Gegenwart und lässt die Grenzen zwischen Realität und Fantasy verschwimmen. Besonders liebevoll gestaltet er die Mutter-Sohn-Beziehung, wodurch Kate und Christopher einem noch mehr ans Herz wachsen. Einziger Kritikpunkt: Bevor es zum Finale kommt dauert der Aufbau etwas lange. Auch kommen die Freunde Christophers gegen Ende des Buches für meinen Geschmack etwas zu kurz. Mich hat “Der unsichtbare Freund” von der ersten Seite an gepackt, sodass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Kann es für Leser von Stephen King empfehlen!
«Die Lotosblüte» von Hwang Sok-Yong habe ich auf dem Japan-Tisch bei Orell Füssli entdeckt. Dabei hat mich nicht nur das Cover und die Geschichte auf dem Klappentext, sondern auch der Hinweis, dass dies das koreanische Pendant zu «Die Geisha» von Arthur Golden sein soll, sofort angesprochen. Der Einstieg in die Geschichte ist spannend gehalten und man fühlt sich zu Beginn genauso verloren und verwirrt, wie es Protagonistin Shim Chong sein muss, als sie im Rahmen eines Schiffsrituals drei Mal fast ertränkt wird. Von ihrer Schwiegermutter verkauft, bekommt das junge Mädchen den neuen Namen «Lenwha» (Lotosblüte) und wird Zweitfrau eines alten Chinesen, der kurz darauf stirbt. Sein Sohn nimmt sich ihrer daraufhin an und macht sie in seinem Spielpalast zur Geliebten. Von diesem Zeitpunkt an setzt Lenwha immer wieder ihren Körper ein, um sich in neuen Situationen zurecht zu finden und einen Weg zu finden, ihr Leben besser zu gestalten. Egal ob sie erneut in die Fänge von Menschenhändlern gelangt, ihren Mann an die Regierung verliert oder einfach beschliesst zu gehen: sie bleibt dem immer gleichen Schema treu und setzt darauf, Etablissements mit hübschen Frauen zu eröffnen und zu führen. Dabei lässt sie auch immer wieder scheinbar geliebte Menschen in ihrem Leben zurück, ohne diese im Anschluss zu vermissen. Dadurch bleibt die Hauptfigur sehr flach und emotionslos, wodurch es einem schwer fällt, sich in sie hineinzuversetzen. Die Geschehnisse und Lebensabschnitte werden faktisch erzählt, was die geschichtlichen Abläufe und Hintergründe in Asien des 19. Jhdt. verständlich macht, der Geschichte aber nicht guttut. Als Lenwha am Ende des Romans für ihre Verhältnisse sehr emotional stirbt bleibt man als Leser:in etwas unbefriedigt zurück, da der Autor es im gesamten Buch verpasst, die Leserschaft emotional abzuholen. «Die Lotosblüte» von Hwang Sok-Yong beginnt spannend, flacht aber leider sehr schnell ab. Die Protagonistin wirkt sehr emotionslos und auch die Handlung wiederholt sich zum Teil. Toll erklärt dagegen sind die geschichtlichen Hintergründe und Ereignisse, die sich einem auch ohne Vorwissen erschliessen. An «Die Geisha» reicht der Roman nicht heran. Schade.
Der Debütroman von Chris Meyer verspricht vieles: Ein auf seinem Gebiet sehr gefragter Profiler steht einem blutrünstigen Mörder gegenüber, der mit seinen Opfern grausame Dinge anstellt. Schon ab dem ersten Kapitel zieht es einen in die Geschichte und das Katz-und-Maus-Spiel wird durch einen unerwarteten Spieler noch komplexer und spannender. Tom Bachmann ist ein “Seelenleser” und hat als Profiler schon knifflige Fällt gelöst. Doch als er aus privaten Gründen von der USA zurück nach Deutschland kommt so eilt ihm sein Ruf voraus und beschert ihm einen neuen Fall. In einer Galerie wurde eine Kuratorin nicht nur ermordet sondern während und nach ihrem Tod “kunstvoll” an die Wand drapiert. Bei der Suche nach dem Täter erhält Bachmann Unterstützung von seinen Kollegen. Während der verschiedenen Kapitel wechselt die Sichtweise dabei von Tom Bachmann zu anderen Personen und eröffnen dabei, dass es noch jemand anderen gibt, der keine Frauen aber dafür pädophile Täter jagt. Der Schreibstil von Chris Meyer sowie die detailgetreue Beschreibung von vor allem den Schauplätzen und Tathergängen machen einem das Lesen sehr einfach - ausser, man kann mit solchen Szenen nicht umgehen. Leider fehlt diese Detailverliebtheit und Kreativität, die der Autor beim Schreiben der Morde an den Tag gelegt hat bei der Charakterzeichnung und deren Entwicklung. So bekommt der IT-ler die Rolle eines übergewichtigen Brillenmanns, der die ganze Zeit nur Softdrinks geniesst und auch der One-Night-Stand von Tom Bachmann, der sich als seine neue Kollegin entpuppt, ist schlussendlich nur zum Kaffee bringen da. Zudem waren es mir persönlich auch zu viele Themen und Ideen an sich, die in diesem Buch untergeschoben wurden. Neben der brutalen Ermordung der Frauen und der Pädophilie wird auch Tierquälerei, psychische Unterdrückung, Erpressung, Leukämie, Suizid und Drogenmissbrauch angeschnitten (wenn ich nicht sogar etwas vergessen habe). Auch der schlussendliche Showdown hat leider enttäuscht, da er kaum vorhanden war. Dem Superprofiler werden die Infos zum Täter und seinem Aufenthaltsort zufällig mitgeteilt. Fehlende Informationsquellen oder Erklärungen zur Lösung des Falls werden aber auch klaglos aufgenommen. Mein Höhepunkt war dabei, dass er dem Blutkünstler sogar begegnet und trotzdem durch die Finger gegangen ist. Grösstenteils war der Blutkünstler sehr flüssig zu lesen und hat die Spannung bis zum letzten Drittel aufrecht erhalten. Leider fehlt es dem Buch aber an Charakterzeichnungen und Entwicklungen und lässt bei der Auflösung sehr viele unlogische Dinge offen. Schade!