Eine Geschichte über New York in den 1920er Jahren, eine Geschichte über Liebe, Träume und Verheissungen. Jay Gatsby feiert rauschende Feste auf seinem prunkvollen Anwesen. Er selbst bleibt undurchsichtig und regt die schillernde Gesellschaft zu den fantastischsten Gerüchten an. Wer ist er? Woher kommt er? Was macht er? Für ihn selbst ist die bedeutendste aller Fragen, ob er seine grosse Liebe jemals wieder sehen wird. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich schlussendlich wirklich begeistert von diesem allseits bekannten Klassiker sein würde. Doch das hat sich schnell geändert. Fitzgerald schildert die Oberflächlichkeit der Menschen und die kleinlichen Probleme der Reichen und Schönen und ich würde wohl keine fünf Minuten mit ihnen in einem Raum verbracht haben wollen. Der Erzähler Nick Carraway hatte meine Sympathie aber bereits im ersten Abschnitt gewonnen. Er lässt sich ein Stück weit mittreiben auf dieser Glitzerwelle der High Society, bleibt aber immer mit beiden Beinen fest auf dem Grund. Er ist loyal, grösstenteils ehrlich und jemand, dem man gern sein Vertrauen schenkt. Wie er bereits auf der ersten Seite schildert, tun dies auch viele, unter anderem Gatsby selbst. Der Roman setzt sich damit auseinander, wie wir an unserer Vergangenheit haften bleiben können und dabei die Gegenwart aus den Augen verlieren und die Möglichkeiten die sie bringen mag. Er beschreibt wie wir an Träumen hängen, sie weiterspinnen und aufblasen, bis das Traumbild die Realität überflügelt. Er beschreibt die Auswirkungen von Loyalität im Gegensatz zu Selbstsucht. Er zeigt die verschiedenen Gesellschaftsschichten und die Diskrepanz des Ostens und des Westens. Mir hat das Buch grossen Eindruck gemacht. Vorallem Fitzgeralds wundervolle, bildhafte Sprache. Viele Sätze musste ich dreimal, viermal lesen, einfach um sie mir richtig auf der Zunge zergehen lassen zu können. Ich empfehle diesen Klassiker auf jeden Fall weiter, am besten auf dem Liegestuhl, eventuell erfrischt mit einem Drink inspiriert vom New York der Zwanziger.