Paula lebt als Übersetzerin in den USA und kehrt für wenige Wochen in ihre Heimat auf der schwäbischen Alb zurück. Sie wird zurück geworfen in die Enge der Dorfstruktur, sie lebt im Haus ihrer Schwester und wird zurück geworfen in die beklemmende Erinnerungen an den kranken Vater, der als Steinmetz Grabsteine behauen hat. Er war krank, Trinker und hat dann Suizid begangen. Man muss diesem Buch Zeit geben, denn erst allmählich entwickelt es jenen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Die ungewohnte Art und Weise, wie Bjerg immer wieder spielerisch die Erzählstränge mit Aufzählungen, Begriffsketten und Katalogisierungskaskaden durchbricht, denn Paula übersetzt im Akkord für eine Agentur, und ist so eine Art laufendes Wörterbuch, lässt die Virtuosität und spielerische Ader des Autors im Umgang mit Sprache erahnen und fordert die Leserschaft. Unerhört ist aber die Meisterschaft dieses Erzählers das Leben in diesem Dorf festzuhalten. Die schwierige Kindheit mit dem Steinmetz, der alte Grabsteine neu bearbeitet. Wie minutiös das Handwerk beschrieben wird. Die Nachbarn, die über die kaputte Familie von Paula tuscheln. Die Ehe der Schwester, deren Mann Paula nachsteigt, und wie das Gesicht gewahrt wird in Geburtstagsfeiern mit Freunden und Nachbarn. Alles heile Welt, und wo das nicht mehr zu übertünchen ist, hilft der Alkohol. Die betagte Mutter und ihr trostloses Dahinsiechen nach dem Schlaganfall, so präzis, so bewegend habe ich selten Trostlosigkeit erzählt bekommen. Alles keine leichte Kost, aber so authentisch und dennoch frisch erzählt, dass man das gerne liest, denn es ist Erzählkunst die direkt ins Herz trifft, in einem ureigenen Sound, der auch zum mehrmaligen und lauten Lesen eines Abschnitts verführt. Eine Zumutung, die man sich gönnen sollte…