Im Buch wird die Geschichte einer rumänischen Familie erzählt. Eine Geschichte, wie sie täglich tausendfach erlebt wird. Eine Geschichte von Frauen-Migration, um der eigenen Familie und insbesondere den eigenen Kindern eine bessere Perspektive und ein gesellschaftlicher Aufstieg zu ermöglichen. Der Preis dafür bezahlt die Familie. Die Mutter, die physisch und psychisch herausfordernde Arbeit macht und tägliche viele Stunden im Dienste von Fremden steht, der Vater, der seine Partnerin an die Ferne verliert und die Kinder, welche ohne Mutter aufwachsen.
Marco Balzano erzählt die Geschichte aus der Sicht der drei Hauptprotagonisten. Dies ermöglicht der Leserschaft, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und mit den verschiedenen Personen “mit zu leiden”. Der Perspektivenwechsel kann im ersten Moment irritieren, daraus resultiert jedoch ein gutes Gesamtbild der Lebensumstände und der Auswirkungen für die verschiedenen Familienmitglieder. Eigentlich fehlt fürs Gesamtbild noch die vierte Perspektive…
Mir hat das Buch die Augen für eine Realität geöffnet, derer ich mir bis jetzt zu wenig bewusst war, weil ich keine persönlichen Berührungspunkte habe.
Aus meiner Sicht ist das Buch lesenswert, aber es ist über weite Strecken eine eher traurige und brandaktuelle Geschichte. Die harte Lebenswelt der “modernen Sklavinnen” wird eindrücklich beschrieben. Das innerliche Zerreissen dieser Migrantinnen kann gut nachempfunden werden. Beim Lesen muss man dies aushalten. Es ist aber im Vergleich zum Leben vieler Migrantinnen ein kleiner Preis.