Kochen und Backen ist eine Leidenschaft von Mina Campell und besonders gerne bekocht sie ihren Freund Simon und ihre Clique. Als Simon sich überraschend von Mina trennt, nimmt sie sich eine Auszeit und fährt zu ihrer Patentante. Amelie betreibt ein kleines Hotel in den Schweizer Bergen und kocht mit Leidenschaft für ihre Gäste. Mina reist kurzentschlossen ins Wallis und ist begeistert über Amelies Chalet, die gemütlichen 16 Uhr Zusammentreffen bei Kaffee und Kuchen, die schweizerische Küche und einen ganz bestimmten Gast.
Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, dreht sich doch die Geschichte in meinem Heimatland. Im Wallis habe ich schon viele Skiurlaube verbracht und eine beschriebene Szene, die in der Schokoladenmanufaktur Cailler Broc, liegt quasi vor meiner Haustüre.
Die Autorin zeichnet ein sehr gutes Bild von der verschneiten Bergwelt in der Schweiz, auch wenn etliche Klischees eingewoben sind. Schmunzeln musste ich zum Beispiel darüber, dass Mina als erstes Thermounterwäsche kauft, als sie beschließt in die Schweiz zu fahren. Denn in der Schweiz ist es ja so richtig kalt. Grundsätzlich scheint ja in der Schweiz auch die Sonne….zumindest ab und zu.
Gefallen hat mir, wie viele authentische Details Julie Caplin eingesetzt hat. Man erfährt einiges, wie zum Beispiel das föderalistische System funktioniert, Wissenswertes über die vier Landessprachen, über Sehenswürdigkeiten oder den Skisport. Mina muss allerdings ein Naturtalent sein, so schnell wie sie Langlauf und Snowboard fahren erlernt. Das ging mir dann doch zu glatt und reibungslos.
Die Schweizer Küche, von Rösti über Fondue bis zur Kirschtorte findet Erwähnung. Dies auch, da Mina, sowie ihre Patentante Amelie, begnadete Köchinnen und Bäckerinnen sind. Ein zentrales Thema ist die Schweizer Schokolade, die (wie ich finde) einfach unvergleichlich schmeckt. Die Autorin weiß, wovon sie schreibt und man spürt die hervorragenden Recherchen. Allerdings wäre schön gewesen, wenn die Schweizer Figuren auch in der Schweiz gebräuchliche Namen getragen hätten. Der Krankenwagenfahrer heißt zum Beispiel Torsten, ein Schweizer Gast Kristian, der andere Frank. Den Namen Torsten hört man in der Schweiz praktisch nicht, Kristian wird Christian geschrieben und Frank ist auch nicht wirklich geläufig. Dann kommt noch das verwendete Wort „Klausuren“, mit denen die jungen Gehilfinnen im Chalet von der Arbeit entschuldigt werden, … auch dieses Wort wird man in der Schweiz nie zu hören kriegen, denn die werden Prüfungen genannt.
Doch die Geschichte besteht nicht nur aus Kochen, Backen und Chaletbetrieb, sondern enthält auch eine Liebesgeschichte. Diese plätschert ohne Überraschungen das ganze Buch über vor sich hin und man weiß von der ersten Seite, in der der Herzbube von Mina auftaucht, wie diese Liebesgeschichte ausgehen wird. Etliche Zufälle sind mir etwas zu viel des Guten und auch da weiß man einfach, dass sich jedes Problem und jede Sorge in Wohlgefallen auflöst. So begegnen sich Mina und ihr Herzbube gleich zweimal, sie nennen es Fügung und ich denke: etwas (zu)viel Zufall. Weiter eröffnen sich für Mina in der Schweiz ungeahnte berufliche Perspektiven, die mir wiederum auch zu glatt und reibungslos waren. Gestaunt habe ich auch, wie zahlende Gäste des Chalets bereit sind in ihren Ferien in der Küche und beim Kuchen backen auszuhelfen und Wände zu streichen.
Die Autorin hat eine Geschichte geschrieben, bei der man sicher ohne erhöhten Puls sich gut unterhalten fühlt. Es ist aber auch eine Geschichte, die zwar durch den Lokalkolorit lebt, aber halt auch gleichförmig und ohne Höhen und Tiefen daherkommt.