… verfallen Menschen in ihr übliches Gerede, in ihre üblichen abstrusen Denk- und Deutungsmuster. Aufs Handy starrend, kluge Bücher lesend und hochtrabende akademische Titel tragend geben wir Menschen uns den Anschein, besonders zivilisiert zu sein. Bricht diese Fassade ein, zeigt sich die Absurdität unseres Denkens sowie unsere Hilflosigkeit angesichts einer chaotischen Welt.
Auf dem Rückflug von Paris nach New York erleiden Tessa und Jim eine Bruchlandung. Sie sind auf dem Weg zum befreundeten Paar Diane und Max, die sie zu einem gemeinsamen Fernsehabend erwarten. Ein ehemaliger Student Dianes ist ebenfalls eingeladen. Nachdem Tessa und Jim es doch noch nach New York geschafft haben, spekulieren die fünf Zuschauer über die Ursachen der Bruchlandung. Stecken vielleicht Ausserirdische dahinter? Die Fernsehbilder werden wackelig und unscharf, bis der Bildschirm und damit das Welt-Bild der fünf sich gänzlich verdunkelt. Von jetzt auf gleich sind die Figuren auf sich selbst zurückgeworfen. Die durch die Massenmedien vermittelte Realität ist eingestürzt, die Figuren bedienen sich des Aberglaubens sowie Verschwörungstheorien, um das Geschehen zu deuten. Vergeblich ist das Wissen um physikalische Zusammenhänge. Im totalen Blackout beginnt jemand seine Lebensgeschichte und die eigenen Verwandten aufzuzählen.
Die Anklänge des Buchs an Sartres “Huis clos” sind unübersehbar. Doch während bei Sartre die Anderen immerhin noch als Hölle und damit als echtes Gegenüber wahrgenommen werden, ist der Andere bei Delillo nicht mehr greifbar. Die fünf Figuren haben scheinbar nichts zu verlieren und auch nichts, wofür sich zu kämpfen lohnt. Wer würde sich denn unmittelbar nach einer Bruchlandung zu einem gemütlichen Fernsehabend begeben? Die totale Gleichgültigkeit, die emotionale Abstumpfung einer durch die Massenmedien betäubten Gesellschaft - dieses Porträt ist Delillo einmal mehr grossartig gelungen. Ein Buch, das uns allen den Spiegel vorhält.