Ich gebe es zu: meine Kenntnisse über die Geschichte der USA sind sehr gering. Umso schöner, wenn man sich mit einem düsteren Kapitel der amerikanischen Vergangenheit auseinandersetzen kann ohne ein verstaubtes Geschichtsbuch hervor holen zu müssen.
Kristin Hannah gelingt es in dem Buch ausserordentlich gut, die Missstände für die Arbeiterschafft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts darzustellen. Durch die detaillierten bildhaften Beschreibungen der Umstände wird dem Leser bewusst, wie hart und brutal die Lebenssituation der tiefsten Arbeiterschicht in den USA war.
Während ich die Darlegung der historischen Umstände sehr gut recherchiert fand, waren die Protagonisten im Roman eher schwach ausgeführt. Insbesondere die Hauptperson, Elsa, war zu Beginn des Buches schlecht fassbar und begab sich in Handlungen, die ihrem Charakter nicht entsprachen. Dadurch las sich das erste Drittel etwas zäh. Der Autorin gelang es aber, dass ich mich im Verlauf des Romanes so sehr mit den Hauptfiguren identifizierte, dass mich das Ende des Buches zu Tränen rührte.
Einen englischen Roman ins Deutsche zu übersetzen, birgt immer Gefahren. Meiner Ansicht nach haben die schwachen Charakterdarstellung in der deutschen Version vor allem mit unpassendem Sprachgebrauch und wenig sprachlichem Feingefühl für das Englische zu tun.
Zusammengefasst finde ich die Neuerscheinung von Kristin Hannah absolut lesenswert. Es lohnt sich, das Buch nicht bereits nach den ersten fünfzig Seiten zur Seite zu stellen, sondern etwas durchzuhalten. Liest man bis zum Ende durch, wird man emotional positiv überrascht werden.