Mein siebzenjähriges Selbst wäre vor einigen Monaten - als verkündet wurde, dass dieser Roman aus Sicht von Edward nun doch noch veröffentlicht werden soll - vor Freude pirrouettenschlagend durch die Buchhandlung gewirbelt. Mein zweiunddreissigjähriges Selbst hingegen, hat sich letzte Woche mit einer gehörigen Portion Skepsis, das Buch bestellt… Um mehr aus einer Art “wissenschaftlichen Interesses” nachzulesen, ob da noch was dran ist, an dieser romantisch-kitschigen Liebesgeschichte, welche vor 15 Jahren für solche Begeisterungsstürme gesorgt hat.
Die Handlung bietet, da es sich um eine Nacherzählung der Ereignisse aus “Bis(s) zum Morgengrauen” aus der Perspektive von Edward handelt, keinerlei Überraschungen. Zwar erleben wir mit, was Edward des Nachts, während Bella schläft so treibt, und es sind einige wenige Szenen enthalten, in welchen Edward ohne Bella unterwegs ist, jedoch bieten diese Kapitel wenn überhaupt nur die traurige Erkenntnis, welch ein langweiliges, langweiliges Leben dieser arme Vampier führt. Hier hätte ich mir tatsächlich etwas mehr erhofft (und das, obschon meine Erwartungen sehr gering waren). Der Roman ist immerhin gut mehr als zweimal so umfangreich, wie sein Gegenstück aus Bellas Perspektive… Stattdessen wälzt Edward in jeder Szene, jeder Situation gefühlt hundert Mal die selben Gedanken, worin es - welch eine Überraschung - grösstenteils darum geht, wie schlecht sein Umgang für die reine, perfekte sterbliche Bella ist, und welch eine Gefahr er für sie darstellt, und dass er sich, so sehr er es auch gerne möchte, es nicht fertigbringt, sich von ihr fern zu halten. Dies mag ja romantisch und selbstlos sein, es ist jedoch, in der zigfachen Wiederholung gelesen - seine wir erhlich - schlichtweg gewöhnlich und uninteressant. Denn so kultiviert, intellektuell, gebildet und weltgewandt Stephenie Meyer sich ihren Protagonisten auch ausmalen mag, ihr sprachliches Niveau reicht leider keineswegs aus, um diesen Qualitäten in irgend einer Form literarischen Ausdruck zu verleihen. Und so verwandelt sich der unheimlich mysteriöse, charismatische Edward aus meiner Erinnerung, leider zunehmend in einen drögen Teenager, der - trotz seiner mehr als hundert Jahre Lebenserfahrung - den Lektüregeschmack und die musikalischen Vorlieben eines 12 jährigen Mädchens hat, und keine bessere Idee hat, wie man seine schlaflosen Tage als Unsterblicher mit Superkräften verbringen könnte, als zu tode gelangweilt auf einer High School in der amerikanischen Pampa zu sitzen und mittels Gedankenlesen ein nicht minder gewöhnliches Mädchen zu stalken.
Wirklich nur für sehr neugierige Twilight-Aficinados, mit genügend Biss (höhö) um die über 800 Seiten durchzustehen.