Was ist das nur für ein merkwürdiges und riesiges Haus am Wasser, in das Carter da geraten ist? Es verändert sich ständig, und die meisten seiner Bewohner scheinen nicht friedlich zu sein.
Inhalt:
Carter kann sich nur mit Mühe und Not aus einem Brunnen vor dem Ertrinken retten. Als er sein Gefängnis verlässt, findet er sich in einer riesigen Halle wieder und begegnet kurz darauf einem freundlichen Mädchen, das von Innen her zu leuchten scheint. Sie bedeutet ihm, ihr schnellstens und unauffällig zu folgen und bringt ihn zu einer Gruppe anderer Gestalten. Diese haben jeweils spezielle Fähigkeiten und ein besonderes Aussehen und nennen sich «Erlöser». Sie sind alterslos und haben einst etwas Bedeutsames getan und eine Welt gerettet. Das ist alles, woran sich diese «Helden» erinnern können. Sie wissen weder, wie sie in das Fürimmerhaus geraten sind, noch welches ihre jeweilige Vergangenheit war. Selbst ihre Namen scheinen nicht die ursprünglichen zu sein. Eines aber ist allen klar: Das Fürimmerhaus ist ein Gefängnis, dem sie entkommen wollen. Das Gleichgewicht in diesem Haus ist aus den Fugen geraten. Harmonie und Dissonanz halten sich nicht mehr die Waage, was dazu führt, dass das Haus selbst sich verändert und krankhafte Auswüchse entwickelt. Der Grund dafür liegt darin, dass der geheimnisvolle «Erbauer», welcher im innersten Zentrum des Hauses wohnt, die Kontrolle über das von ihm geschaffene Haus und seine Bewohner verloren hat. Seine Gegenspieler, welche sich «Archonten» nennen, haben ihn gefangengenommen und eingeschlossen. Den jungen Helden ist auch klar, dass der Weg aus dem Haus nur durch die Befreiung des «Erbauers» möglich ist. Darum machen sie sich auf die Suche nach ihm und versuchen, immer weiter in die innerste Kammer des Gebäudes vorzudringen. Doch ihr Weg ist gefährlich und mühsam, weil im Haus eine erbitterte Schlacht tobt zwischen den «Archonten» und den «Treibholzmenschen», die aus dem Meer in das Gebäude zu gelangen versuchen. Ausserdem hat sich noch der unheimliche «Zeigermann» an ihre Fersen geheftet, und die riesenhafte «Eulenechse» scheint auch hinter ihnen her zu sein.
Carter ist der Einzige in der Gruppe, der sich an kleine Begebenheiten aus seiner Vergangenheit erinnern kann. Er weiss nicht nur, dass «Carter» sein wahrer Name ist, sondern hat auch immer wieder Träume und Visionen, welche der Gruppe auf ihrer Flucht hilfreich sind. Aber welche Welt er gerettet haben soll, weiss er nicht. Als er schliesslich den «Lotsen» mithilfe einer alten Telefonzelle kontaktieren kann, kommen die neuen Freunde ihrem Ziel endlich ganz nah…
Meine Meinung:
«Fürimmerhaus» ist ein sehr vielschichtiger Roman, dessen viele Anspielungen und fantastischen Elemente sich beim ersten Lesen vermutlich noch gar nicht in ihrer Gesamtheit erschliessen. Kai Meyer führt die Leser in hohem Tempo durch seine Geschichte und enthüllt immer nur kleine Puzzleteile, die nach und nach ein Ganzes ergeben. Dieses ist dann wiederum ganz anders, als man es sich gedacht hat.
Das Buch ist ein fantastischer Roman erster Güte, der erstaunt, verwirrt, einen in die Irre leitet und dabei immer auch ein Abbild unserer Welt ist. Was ist wahr, was ist Schein? Dabei geht es durchaus auch um philosophische Fragen: Was geschieht, wenn ein Erschaffer die Kontrolle über sein Werk verliert? Können sich bejubelte Helden in Zerstörer verwandeln, wenn sie von allen vergessen werden? Wie kurzlebig sind äusserlicher Ruhm und Schein – und was sind Werte, die Bestand haben und ein friedliches Zusammenleben fördern?
Für junge Leser bietet die Figur des «Carter» vermutlich die grösste Identifikationsmöglichkeit. Auch er muss sich in seiner (neuen) Welt erst zurechtfinden und deren Regeln kennenlernen und teilweise auch hinterfragen.
Das Ende des Romans hat mich völlig überrascht, weil ich die ganze Zeit etwas ganz anderes vermutet und die Protagonisten verschiedenen Romanen zugeordnet hatte. Die teilweise düstere Stimmung, welche das gesamte Buch immer wieder durchzieht, hat meiner Lesefreude keinen Abbruch getan.
Die Covergestaltung finde ich ebenfalls sehr gelungen: Der Schutzumschlag zeigt Türme und Treppen aus dem Haus, die über- und untereinander verschachtelt sind, denn nichts ist so, wie es sein soll oder scheint.
Fazit:
«Fürimmerhaus» ist skuril, fantastisch, spannend und hintergründig. Kai Meyer hat wieder etwas ganz Eigenes und für mich Neuartiges erschaffen. Sein Roman eignet sich für jugendliche Leser und Erwachsene, die Freude an fantastisch-philosophischen Geschichten haben.