Im März 2021 durchfliegt eine aus Paris kommende Boeing 787 einen elektromagnetischen Wirbelsturm. Es gibt heftige Turbulenzen, doch der Spuk endet so schnell, wie er begonnen hat. Die Maschine landet sicher in New York. An Bord befinden sich 243 Passagiere.
Drei Monate später meldet derselbe Pilot dieselben Komplikationen beim Tower – und dieselbe Boeing landet mit allen 243 Passagieren ein zweites Mal. Während die «Doppelgänger» zunächst in einem abgeschotteten Hangar untergebracht werden, suchen Physiker, Theologen und andere Wissenschaftler eine Antwort auf die Frage, wie so etwas möglich ist. Doch egal, wie diese Antwort lautet: Sie können nicht vorhersehen, was geschieht, wenn die Menschen irgendwann sich selber begegnen.
Für sein Gedankenexperiment führt Hervé Le Tellier zahlreiche Figuren ein, die unterschiedlichste Lebenssituationen zu bewältigen haben. Da ist ein Paar, das im März noch glücklich war und im Juni getrennt; eine Frau, die in der Zeit zwischen den beiden Landungen schwanger wurde; oder ein Sänger, der in diesen drei Monaten vom Niemand zum Weltstar emporstieg. Wie werden sie reagieren, wenn sie sich selbst begegnen? Wie sich organisieren, wenn ihre Kinder plötzlich zwei identische Mütter haben? Werden die Figuren, die kompromisslos anderen gegenüber sind, auch sich selbst gegenüber keine Gnade zeigen? Geschickt werden auf diese Weise tiefgreifende Fragen bearbeitet, während der Roman dennoch unterhaltsam bleibt. Ein toller Lesegenuss, der den einen oder anderen Knoten in meinen Hirnwindungen hinterlassen hat.