Ich mag Wandlungsgeschichten; Geschichten, bei denen ein Weltbild ins Wanken gerät und althergebrachte Sicherheiten plötzlich einstürzen. Als Ergebnis solcher Brüche begeben sich Menschen auf die Suche nach Erklärungen für das Gewesene und nach einem neuen Boden für ihre Existenz. Mich faszinieren die Wege, die Menschen dabei beschreiten - die Schlussfolgerungen, zu denen sie gelangen, mögen dahingestellt sein.
Der Arzt und Wirtschaftsprofessor Oliver Lazar ist ein solcher Suchender. Nicht nur hat der 47-Jährige sein Medizinstudium in Rekordzeit (vier Jahren!) absolviert, sondern sich anschliessend in die Informatik eingearbeitet und anschliessend zum Professor an der grössten privaten Hochschule Deutschlands habilitiert.
Lazars Gefühls- und Gedankenwelt wurde anlässlich des Unfalltodes einer Klassenkameradin seiner Tochter erschüttert. Er kannte weder das verstorbene Mädchen noch dessen Familie und machte sich keinen Reim auf seine tiefe Trauer über dessen Tod.
Das Buch “Jenseits von Materie” handelt von Lazars Suche nach den Ursachen für seine Trauer über den Tod dieser jungen Unbekannten. Es handelt von der Erschütterung eines Vaters über den Verlust eines jungen Menschen, aber auch vom Versuch, menschliches Leben jenseits der traditionellen naturwissenschaftlichen Erklärungsmodelle zu denken und zu verstehen.
Der interdisziplinäre Ansatz des Buchs hat mir besonders gefallen. Es verbindet Naturwissenschaft, Geisteswissenschaft und Spiritualität miteinander. Das Buch liest sich für mich als Suche nach dem roten Faden zwischen diesen Disziplinen und ist meiner Meinung nach ein genauso attraktives wie anspruchsvolles Unterfangen.