Esther macht sich Sorgen um ihre jüngere Schwester Sue. Seit der Trennung von Robert lebt Sue ganz allein in einem Haus im Wald. Ohne Nachbarn, ohne Unterstützung und ohne Ablenkung. Nun, an Weihnachten, hätte Esther eigentlich genug zu tun mit ihrer Familie und den Weihnachtsvorbereitungen, ohne die Sorge um Sue. Ihr Mann Martin beschwört sie, nicht zu ihrer Schwester zu fahren. Denn nach den Besuchen ist Esther immer schlecht gelaunt, weil Sue ihre Tabletten nicht nimmt und dann durchdreht. Es kommt, wie es kommen muss…die Situation zwischen den Schwestern eskaliert. Wieder mal!
Das Buch beginnt mit einer völlig normalen Szene einer Familie an Weihnachten. Mutter, Vater, zwei Kinder und die Vorfreude auf das Fest. Die Vorbereitungen werden von Mutter Esther gestemmt und sie wirkt patent und zuverlässig. Die größte Sorge von Esther ist ihre jüngere Schwester Sue, die kein einfaches Leben führt.
Nach und nach sieht man als Leser jedoch hinter die Fassade und die kleinen Marotten einer Familie entpuppen sich als genau als das: als Fassade.
Die Entwicklung, die die Geschichte macht, hat mir sehr gut gefallen. Was zu Beginn fürsorglich wirkt, wird immer mehr übergriffig. Was als klare Rollenverteilung begann, ändert sich um 180 Grad und hat meine Sichtweise verändert. Die Autorin schafft es hervorragend die Kinder und Jugendzeit der Schwestern einzubeziehen und die Sichtweise der Leser zu ändern. Es ist halt schlussendlich nicht immer so, wie es von außen aussieht.
Zuerst erfährt man in abwechselnden Kapiteln die Sicht von Esther und die von ihrer Schwester Sue. Sehr eindrücklich, wie eine Situation von den beiden Schwestern komplett unterschiedlich empfunden und beurteilt wird. Hier ist oft der Spruch „Aussage gegen Aussage“ sehr treffend und ich habe mich sehr oft gefragt, wem ich glauben soll. Bis sich Esthers Ehemann Martin einmischt. Die Kapitel mit seiner Perspektive empfand ich als aufschlussreich und spannend.
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten und eher emotionslos. Nichtsdestotrotz ist es mir oft kalt den Rücken runter, denn fassungslos war ich über all die Manipulation einerseits und Wehrlosigkeit andererseits. So blieb es nicht aus, dass meine Sympathie gewechselt hat.
Schweig! Ist ein komplett unblutiger Thriller. Das Buch besticht jedoch durch einen herausragenden Plot, der sehr viele Psychospielchen beinhaltet und einer starken Charakterisierung der Figuren.
Der etwas andere Thriller, der in der Weihnachtszeit spielt und alles andere als „Stille Nacht, heilige Nacht“ ist.