«Ritchie Girl» - ein Roman über die Amerikanerin Paula, die nach ihrer Ausbildung im Camp Ritchie als amerikanische Besatzungsoffizierin nach Deutschland zurückkehrt.
Inhaltlich äusserst spannend, vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass diese im Roman beschriebenen Ereignisse entweder wirklich passiert sind oder sicherlich so ähnlich hätten passiert sein können. Besonders spannend ist auch, dass die Kriegsgeschehnisse aus weiblicher Sicht beschrieben werden und wir als Leser auch erfahren, welche Rolle den Frauen (oder zumindest einigen Frauen) im Weltkrieg zukam.
Sprachlich gesehen ist «Ritchie Girl» wohl ein kleines Meisterwerk: Wir lesen bildhafte Sprache vom Feinsten, wunderschöne Metaphern, die so reelle Bilder vor unseren inneren Augen hervorrufen, dass es schon fast beängstigend ist.
Allerdings macht die Sprache die Lektüre nicht unbedingt einfacher: «Ritchie Girl» ist weder vom Inhalt noch von der Sprache her ein Roman, den man müde vor dem Zubettgehen noch kurz zur Hand nimmt. Auch kann die Tatsache, dass reell existierende Personen in dieser Geschichte mit fiktiven Charakteren gemischt werden, für einige zur Herausforderung werden. Meiner Meinung nach ist definitiv im Vorteil, wer sich mit all den Personen und Ereignissen während des Weltkriegs bestens auskennt. Denn sonst muss man sich als Leser schon relativ früh entscheiden, ob man über all die historischen Personen im Roman recherchieren möchte (was dem Lesefluss ziemlich hinderlich ist), oder ob man dies nicht tut und dafür in Kauf nimmt, einige Verweise auf vergangene historische Ereignisse und/oder Personen zu verpassen.
Wer «Ritchie Girl» lesen und lieben will, muss sich bewusst sein, dass er von einigen der schlimmsten Momente der Weltgeschichte liest. Keine Lektüre als Bettmümpfeli oder in der Badi, während man mit einem Auge auf die Kinder aufpasst. Aber wer bereit ist, sich wirklich auf «Ritchie Girl» einzulassen, dem Buch genügend Zeit und Aufmerksamkeit schenken kann und ein gutes Grundwissen über die Personen und Geschehnisse des 2. Weltkriegs hat, dürfte wohl seine Freude am Buch haben.