Das dunkle Cover mit den roten Seiten empfand ich als etwas unheimlich und war daher sehr gespannt auf den Inhalt. Ab der ersten Seite hielt mich das Buch gefangen. Nach einem einfachen Einstieg wurde der Schreibstil anspruchsvoller und ich musste mich konzentrieren, um die verschiedenen Schauplätze, die vielen Personen, darunter auch bekannte Persönlichkeiten in verschiedenen Zeitphasen in den Gesamtkontext eingliedern zu können. Und trotzdem hat mich der Schreibstil von Andreas Pflüger fasziniert: klare Sätze, bildhaft beschrieben, Vergleiche die mich trotz des ernsten Themas zum Schmunzeln gebracht haben (z.B. “Gehlen ist so amerikanisch wie Eisbein mit Sauerkraut”).
Etwas enttäuscht war ich, nicht mehr vom Leben von Paula sowohl in ihrer Jugendzeit in Deutschland wie auch später in den USA zu erfahren. Auch zu den Themen wie der Rücken von Paula oder die Kladden ihres Vaters hätte ich gerne mehr erfahren. Interessant fand ich verschiedene Ausdrücke, die ich entweder googeln musste (z.B. “Popanz”), oder die eine Situation/ein Gefühl umschrieben haben (z.B. “Gehirnfasching”).
Paula war für mich unnahbar in diesem Roman. Meine Fragen, ob sie ihre Vergangenheit annehmen und die Rolle ihrer Familie akzeptieren kann, oder ob sie sich für die Rolle ihres Vaters z.B. schuldig fühlt, wurden nie explizit beantwortet. Ihre Gefühlschaos diesbezüglich wurde jedoch spürbar.
Insgesamt wurde die Geschichte/die Handlung dieses Buches, die ich selber nicht erleben musste, durch die Sprache des Autors und jener von Kupfer etwas weniger belastend. Es ist ein Buch, das mir wieder einmal in Erinnerung ruft, dass meine Eltern und Grosseltern (meine haben alle im Grenzgebiet gelebt) über Jahre eine sehr schwierige Zeit erleben mussten und wofür ich dankbar bin, dass ich sie nicht erleben musste.