“Bei uns war es anders als bei den meisten anderen, wir waren eine moderne Familie mit einem Mann, dem man das Wort Gleichberechtigung nicht jeden Morgen aufs Frühstücksbrot streichen musste, und wir zeigten das gerne, wir trugen das vor uns her, seht nur, so kann man es auch machen, es funktioniert, man muss es nur wollen.”
Sätze wie dieser machen dieses Buch für mich so lesenswert. Es ist nicht unbedingt der Inhalt der Geschichte der mich in den Bann gezogen hat. Vielmehr ist es der rhytmische Schreibstil, welcher das Empfinden und Denken der Protagonistin mit feinen und doch so klaren Worten beschreibt.
“Ich hatte den Abend in Wien verbracht, ich hatte an der Bar auf sie gewartet, nun sassen wir an einem der Tische, eine grosse Industrielampe tauchte uns in eine Kuppel aus warmem Licht. Wir tranken Wein, und………”
Da würde ich mich am liebsten zu den beiden Freundinnen an den Tisch setzen, mitdiskutieren, den Wein und das Ambiente in dieser Wiener Bar geniessen.
“Dann waren wir in Triest. Wir fuhren von der Autobahn ab, und schon strahlte uns das Meer entgegen, tief unter uns, endlos neben uns, als bräche der Planet dahinter ab. Blaue Adria auf der rechten Seite, kilometerlang. Man war am Meer ein anderer Mensch…….”
Die einzigartige Melodie der Sprache hat es mir schlichtweg angetan. Vielleicht war es auch einfach nur zur richtigen Zeit das richtige Buch, was mich so eingenommen hat. So oder so, ich werde bestimmt noch weitere Bücher von Doris Knecht lesen.