Dieses Buch wird aus Sicht des Charles Ryder erzählt, ein Architektur- und Kunstmaler, der frühzeitig sich von seinem indifferenten Vater nach Oxford verzieht und dort Söhne aus reichem Hause kennenlernt, darunter den jungen Lord Sebastian, der ihn unter seine Fittiche nimmt. Er stellt Charles seiner dysfunktionalen Familie vor, die auf dem riesigen Landsitz Brideshead residiert. Charles, der Agnostiker ist, lernt den fast fanatischen Katholizismus der Familie kennen, die Mutter ist besessen von dieser Religion, die Tochter ist da etwas entspannter, aber trotzdem irgendwo merkwürdig, der Vater hat schon längst die Flucht ergriffen und lebt mit seiner Geliebten in Venedig. Und mit dem jüngsten Bruder von Lord Sebastian stimmt so richtig etwas nicht. Charles ist der Beobachter, lässt sich treiben, fängt ein Verhältnis mit Sebastians Schwester an und bleibt im Buch bemerkenswert zurückhaltend und cool, was ein starker Kontrast ist zu den Bridesheads. Das Buch lebt von starken Dialogen, witzig, britisch-charmant, beschreibt eine Welt, die so glücklicherweise nicht mehr existiert. Man kann Waughs Buch auch als Kritik der gehobenen adligen Gesellschaft sehen, verwöhnte, reiche Gören, die irgendwie mit ihrem Leben nix anzufangen wissen, ausser rumzureisen, rumzupöbeln, ständig betrunken zu sein, und keinen Lebenszweck zu erfüllen. Im Kontrast dazu die steiflippige, katholische Mutter, die mit harter Hand versucht, das Chaos ihrer Kinder in erträgliche Bahnen zu lenken. Bei uns ist “Wiedersehen mit Brideshead” wenig bekannt, in Grossbritannien dagegen gehört das Buch zu den 100 besten je geschriebenen Werken.