Eigentlich fängt das Buch ziemlich genretypisch an: Eine Frau joggt im Wald, fühlt sich auf einmal verfolgt und wir erleben die letzten Minuten ihres Lebens. Die Leiche wird gefunden, die Ermittler werden hinzugezogen. Doch dann kippt die Stimmung, die Frau lebt! Kurz darauf: Eine weitere Frau wird nach der selben Vorgehensweise ermordet aufgefunden und es wird klar, das Ermittlerduo hat es nicht nur mit einem Mörder, sondern auch mit einem extremst rücksichtslosen Vergewaltiger zu tun.
Karin Slaughter gelingt es, die Lesenden behutsam, aber zielstrebig an das heikle Thema von sexuellem Missbrauch und deren Opfern heranzuführen. Dabei zeigt sie nicht nur schonungslos auf, was für körperliche und seelische Verstümmelungen das Opfer zu tragen hat, sondern auch, wie schwierig die Kommunikation zwischen Polizei, Ärzten und Opfern ist - und dass noch viel verbessert werden kann.
Das Buch ist nicht nur thematisch interessant gestaltet, sondern reizt auch durch zwei Zeitstränge. Die ermittlende Gerichtsmedizinerin hatte ähnliche Fälle bereits vor acht Jahren bearbeitet und kommt zum erschreckenden Schluss, dass der Täter zurückgekehrt ist.
Wer also ein packendes Leseerlebnis sucht und auch vor Themen wie Vergewaltigung, Verstümmelung oder gar Nekrophilie nicht zurückschreckt, sollte «Die verstummte Frau» zur Hand nehmen.