Als ich den Titel des Buches gelesen hatte, war ich sofort schon in den Bann gezogen: “Meine erste Lüge”. Vieles kann man sich unter einen solchem Titel vorstellen und dennoch begeistert das Buch mit seinem eigenen Plot. Der Hauptcharakter, ein Junge, wird von einem Tag auf den anderen auf sich alleine gestellt. Seine Mutter will nicht mehr aufwachen und er will nicht ins Waisenhaus. Darum muss er sich selbst durchschlagen; am morgen früh aufstehen, um in die Schule zu kommen, den Einkauf erledigen und sein Essen selbst zu kochen. Das Buch webt sehr schön ein, wie die Psyche des Jungen unter dem Tod seiner Mutter leidet, ihn aber die Angst vor dem Waisenhaus so treibt, dass er seiner Trauer kaum Raum lässt. Bei Beginn glaubt er noch, dass sie einfach sehr lange schläft, dann legt er sich zu ihr und schlussendlich kann er ihren Anblick nicht mehr ertragen. Der Verwesungsgeruch breitet sich in der ganzen Wohnung aus und es wird immer schwieriger die Lüge aufrecht zu halten. Was irritiert ist, dass der Junge kaum vor die Herausforderung gestellt wird, die Abwesenheit seiner Mutter zu erklären. Weder Freunde noch externe Mitmenschen bemerken ihre Abwesenheit und konfrontieren den Jungen damit. Gerne hätte ich auch mehr Interaktion mit der Mutter gesehen. Insgesamt dennoch eine wunderschöne Lektüre, die zu Tränen rührt, zum Nachdenken anregt und durch das offene Ende, eine eigene Interpretation ermöglicht. Ich würde das Buch allen Leser*innen empfehlen, welche gerne eine kurze, gefühlsintensive Lektüre für zwischendurch haben wollen. Wer nicht gerne aus Sicht eines Kindes lesen möchte, sollte dieses Buch lieber vermeiden.
Ganz bald ist Mamas Geburstag.
Frage: Wenn man tot ist, feiert man dann noch Geburtstag oder hört man auf damit?
Mama wird siebenunddreissig, ich werde ihr einen Strauss Blumen bringen, Blumen passen in beiden Fällen.