Ich gebe zu, ich bin auch nach zweimaliger Lektüre dieses Klassikers aus den 50er Jahren nicht ganz dabei zu erfassen, was dieses Buch zum Bestseller gemacht hat. Der junge Holden Caulfield, der irgendwie nach einem Schulverweis kurz vor Weihnachten durch New York irrt und Anschluss oder irgendeine Art von Zuwendung sucht, sich immer wieder ins Jammern flüchtet, merkwürdige Gestalten antrifft und dabei seine Schwester vermisst, er hat mich nie so richtig gefesselt. Ich weiss nicht, woran es liegt, aber der Autor schafft es nicht, mich irgendwie für den Helden zu erwärmen. Ich war als Leser immer der Beobachter, hatte aber nie den Wunsch, dem armen, jungen Mann helfen zu wollen. Das Buch findet ein einigermassen versöhnliches Ende, aber irgenwie auch nicht. Im Grunde könnte nach der Lektüre alles mit Holden Caulfield passieren, aber auch das möchte ich nicht wissen. Das Buch wird als Gesellschaftskritik der heuchlerischen, asexuellen 50er Jahre verstanden, aber so fest ich mir auch Mühe gebe, ich kann das Buch nicht als Kritik der US-amerikanischen Gesellschaft sehen. Schade eigentlich, aber dieser Klassiker hat mich schlicht nur kalt gelassen.