Die Strassen im Amerika der fünfziger Jahre sind für einen wie Atticus Turner alles andere als sicher. Als Schwarzer sieht er sich vom alltäglichem Rassismus und den repressiven «Jim-Crow»-Gesetzen bedroht, denen er ebenso wie seine anderen Familienmitglieder widerstand zu leisten zu versucht. So ist sein Onkel der Autor des mittlerweile zu Filmehren gekommenen «Green Book», doch selbst dieser Reiseführer, der dunkelhäutigen Amerikanern eine sicheren Weg weisen soll, hilft Atticus, als er ihn die Suche nach seinem verschwundenen Vater ins berüchtigte Lovecraft Country führt.
Matt Ruff verquickt in seinem plötzlich sehr aktuell gewordenen Roman reale Rassendiskriminierung mit den kosmischen Monstern eines H.P. Lovecraft (selber übrigens ein ausgesprochener Rassist) und die komplexen Beziehungen zwischen Menschen und sozialen wie literarischen Fiktionen. Ein beeindruckendes und psychologisch sehr gelungenes Buch, das leider etwas unter seiner Konstruktion leidet: die Geschichte ist auf einzelne, lose zusammenhängende Novellen verteilt, was sowohl dem Spannungsbogen als auch der Entwicklung der Figuren einen Bärendienst erweist.