Mit 72 Jahren dürfte Carl Kollhoff schon längst in Rente gehen. Doch das ist keine Option für ihn, denn er liebt es, den Kunden in der Buchhandlung das richtige Buch zu empfehlen und abends, nach Geschäftsschluss, einzelne Bücher persönlich auszuliefern. Alles läuft seinen gewohnten Gang – bis Schascha, ein neunjähriges Mädchen, auftaucht und ihn unbedingt auf seinen Auslieferspaziergängen begleiten will. Als er seine Anstellung verliert, gerät sein Leben aus den Fugen…
Erster Eindruck: Das Cover ist ein bisschen auf Retro gemacht – gefällt mir gut.
Ein Buch über Bücher bzw. über Bücherliebe – DAS muss ich lesen! Dies war mein erster Gedanke, als ich eine Rezension zu diesem Buch las. Gedacht, getan. Es ist eine doch etwas romantische Vorstellung, dass eine Buchhandlung ihre Bücher durch einen Mitarbeiter nach Geschäftsschluss persönlich ausliefern lässt, und dafür nicht einmal etwas verlangt.
„Es ist nicht wichtig, was man liest, sondern dass man liest.“
Bei Carl ist die Leidenschaft für das geschriebene Wort sehr gut spürbar. Mir scheint jedoch, dass Carl nur durch seine Bücher lebt – am „normalen“ Alltag scheint er nicht wirklich teilzunehmen, da er z.B. keine Zeitung liest oder Nachrichten hört. Das finde ich bedenklich. Ich liebe Bücher auch sehr, aber trotz all dieser Liebe findet das Leben ausserhalb der beiden Buchdeckel statt. Es ist für mich unvorstellbar, dass jemand – so wie Carl – seine unmittelbare Umgebung seit Jahren nie verlassen hat – nun gut, Carl sah dazu keine Veranlassung. Er nimmt uns mit auf seine Spaziergänge zu aussergewöhnlichen Kunden, die ihre Bücher zu sich nach Hause liefern lassen. Da Carl so durch seine Bücher lebt, verpasst er jedem seiner Kunden einen literarischen Namen, so dass er seine Kunden im Geheimen „Mr Darcy“, „Doktor Faustus“ oder „Herkules“ nennt. Als Schascha ihn begleitet, erfährt Carl plötzlich einiges über seine Kunden und merkt, dass vieles nicht so ist, wie es scheint – auch in seinem eigenen Leben…
Für mich war es das erste Buch des Autors, insofern habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten. Es war eine leise, berührende Geschichte, die mich sehr nachdenklich, aber auch ein bisschen traurig gemacht hat – 5 Sterne.