Der Einband ist schwarz wie Holzkohle, Buchschnitt inbegriffen. Aus dem Dunkel des Buchdeckels lodert ein Feuer hervor. Gross wie ein (kleiner) Grillrost, schwer wie drei Holzscheite. Traditionelle Buchbindung und feste Buchdeckel aus Karton, zwei in der Bindung befestigte Bänder als praktische Lesezeichen, dickes gestrichenes Papier. Solide Verarbeitung.
Bei Durchblättern erfreuen einen die qualitativ hochwertigen Bilder: praktisch jedes Rezept wird durch ein ganzseitiges Foto illustriert, das die Speise gross abbildet. Auch die detaillierteren Anleitungen und die Ausführungen zum Thema Grillen und die Lebensmittelkunde sind von attraktiven und hilfreichen Fotos und Grafiken begleitet. Beim näheren Hinsehen entdeckt man zusätzliche grafische Hilfsmittel wie Ikonen, welche auf einen Blick z. B. über die Zubereitungszeit und die Grillmethode informieren.
Ich würde das Design als gelungen bezeichnen, weil es äusserst attraktiv daherkommt, konsequent durchgezogen wird und zugleich den Inhalt hilfreich unterstützt.
In Bezug auf den Inhalt lässt sich das Buch nicht recht klassifizieren: es ist nicht einfach ein Kochbuch, weil der theoretische Teil zum Grillen mehr als 50 Seiten einnimmt. Trotz dieses Theorieteils und der Warenkunde zu allen Grillzutaten würde ich es aber auch nicht als Schullehrbuch bezeichnen; dafür müsste es weiter in die Tiefe gehen und eine andere Rezeptauswahl präsentieren. Die Aufmachung entspricht der eines « beau livre », aber es ist nicht einfach schön, sondern auch zum Benutzen gedacht und geeignet (wenn man von der Sperrigkeit absieht, welche die Grösse mit sich bringt).
Wie bereits angedeutet umfasst der eigentliche Inhalt vieles zum Thema Grillen: Historie, Ausprägungen in anderen Ländern, Materialkunde, Grilliertechniken, Tipps und Tricks usw. Die Ausführungen sind klar und verständlich, verlieren sich nicht in Details und angenehm zu lesen. Inhaltlich bieten sie das, was ich als langjährige Köchin, aber mit wenig Grilliererfahrung nützlich finde.
Der Teil, den ich « Kochbuch » nennen würde, ist nach Grillgut (z. B. Rindfleisch, Fisch oder Vegetarisches) gegliedert und umfasst eine kurze einleitende Warenkunde und dann ca. 10 Gerichte. Gegen Ende des Buches gibt es Anleitungen und Rezepte für Marinaden, Mobs, Rubs und Saucen. Der Begriff «Fleischersatz » kommt in dem Buch nicht vor, ebenso wenig Kalorien- oder sonstige Nährwertangaben.
Die Rezepte sind speziell in dem Sinne, dass es keine Standardgerichte sind. Sie zeichnen sich durch interessante Geschmackskombinationen, interessante Gewürze und qualitativ hochwertige Zutaten aus. Dazu gehören z. B. auch Hinweise zur Zusammensetzung des Hackfleisches und Anleitungen zum Wurstmachen sowie von Rubs & Co. Aufwendig können sich die Einkäufe gestalten. Sinnvoll ist, direkt zum Metzger, Reformhaus und Gewürzladen zu gehen, anstatt lange im Grossverteiler zu suchen. Die Zubereitung der Gerichte selbst ist meist relativ einfach, braucht aber seine Zeit, wenn man auch die Rubs und Marinaden selbst herstellt. Aufgrund der erforderlichen Planung und der Einkaufskosten sind die meisten Rezepte eher für einen besonderen Anlass als für eine schnelle Verpflegung nach der Arbeit geeignet. Insbesondere die Rezepte für Lagerfeuer brauchen für den Normalfall eine gewisse Anpassung.
In gewisser Hinsicht ist das Buch aus der Zeit gefallen: Die aufwendige Aufmachung, die häufige Verwendung von Zutaten aus fernen Ländern, die fehlenden Themen „from Nose to Tail“ oder andere Umweltaspekte wie Feinstaub, CO2- oder Klimabilanz, die grosszügige Verwendung von Zucker in vielen Rezepten usw. Trotzdem oder gerade deshalb inspirieren die Rezepte, etwas Neues auszuprobieren. Das Blättern bringt Spass, das Buch ist so schön, die Gerichte attraktiv, die Fotos verführerisch. Wir vergessen unsere Vollwertdiät und besorgen uns für Krauteintöpfe und andere Gerichte mit den „restlichen“ Fleischstücken ein anderes Kochbuch oder schauen in das unserer Grossmutter.
Das Buch ist ein interessantes Geschenk für jemanden (oder sich selbst), der sich gerne mit Rezepten und Grillieren befasst, Freude an schönen Büchern hat und sich nicht an einer Flut von englischsprachigen Begriffen stört. Wer nur schnell ein neues Rezept für die nächste Grillparty sucht, findet auf dem Internet mehr Rezepte als genug.