Hans geht gegen die 50, Katharina ist keine 20, als sie sich begegnen und sich verlieben. In diesem deutschen Land, das untergehen wird, arrangiert sich Katharina damit, dass Hans verheiratet ist. Und Hans nimmt sich das, was ihm in seiner Ehe fehlt, die unschuldige erotische Anziehungskraft Katharinas und das Ausleben seiner Fantasien. Sie schätzt seine intellektuelle Eloquenz. Hans ist als Schriftsteller und Radiomoderator tätig, feingeistig und der kultursinnigen Elite zugehörig, die sich am Überwachungsstaat genau so viel reibt, wie gestattet ist. Sie sind ein Paar, sich verfallen und sie ihm immer mehr ausgeliefert. Das Buch bewegt sich ziemlich exakt an der Grenze des Tabus, dass sich eine junge Frau in einen doppelt so alten Mann verlieben kann. Jenny Erpenbeck gelingt aber auch der Kunstgriff, jenen eine Stimme zu geben, denen es im grauen Funktionärseinerlei der DDR besser gefallen hat, die überfordert oder gar angewidert sind vom grellbunten Konsumkosmos des Westens, als die Mauer fällt. Dies erzählt sie in einer ganz und gar entwaffnenden und direkten Sprache, durchaus mal langatmig, aber auf höchstem Niveau.